Nicht selten sorgen aktuelle Ereignisse dafür, dass zuvor wenig geläufige Wörter plötzlich in aller Munde sind: so auch die »Aschewolke«. Aber könnte dieses Nachfolgephänomen eines Vulkanausbruchs nicht ebenso gut als »Aschenwolke« bezeichnet werden? Wir haben bei Herrn Dr. Scholze-Stubenrecht nachgefragt.
Frage:
Häufig halten neue Wörter oder Wortzusammensetzungen gemeinsam mit an sie gekoppelten aktuellen Ereignissen Einzug in die deutsche Sprache: so auch bei der »Aschewolke«. Auf meiner Suche nach einem vergleichbaren, dokumentierten Kompositum bin ich im »Duden – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache« auf den »Ascheregen« gestoßen, für den dort als alternative Schreibweise auch der »Aschenregen« angegeben ist. Ich vermute also, dass auch »Aschenwolke« eine gültige Schreibweise wäre. Hat es einen besonderen Grund, dass sich alle Zeitschriften nun offenbar auf die Variante »Aschewolke« geeinigt haben?
Julian von Heyl, korrekturen.de
Antwort:
So ganz neu ist die »Aschewolke« nicht; man hat auch bei früheren Vulkanausbrüchen schon dieses Wort verwendet. So zum Beispiel in der Süddeutschen Zeitung im November 1995: »Über dem Gipfel des Ätna hing eine dunkle Aschewolke.«
Da wir im deutschsprachigen Raum bislang nicht so unmittelbar wie diesmal betroffen waren, haben die meisten allgemeinsprachlichen Wörterbücher es nicht verzeichnet. Eine Ausnahme bildet das Grimm’sche Wörterbuch, das es schon 1854, allerdings nur in der Form mit -n-, aufführt. Diese Bildung ist durchaus korrekt, kommt aber heute eher seltener vor.
Warum es im neueren Sprachgebrauch zu einem Überwiegen der Form ohne -n- gekommen ist (im Verhältnis 10 : 1 bei der Wolke, 5 : 1 beim Regen), kann ich nicht sagen. Auffällig ist ja auch, dass die ganz kurze Form, wie wir sie bei »Ascheimer« neben »Ascheneimer« haben, hier keine Rolle spielt. Nach meiner Kenntnis gibt es in diesem Bereich wenig Regelhaftes und noch weniger Erklärbares, was ja für viele Fälle der Bildung von Zusammensetzungen mit und ohne Fugenzeichen gilt.
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Dudenredaktion
1 Paul
Aus meiner Sicht ist die Schreibweise "Aschenwolke" nur dann korrekt, wenn damit der Plural von Asche (verschiedene Aschen) beschrieben wird.
Gleiches gilt hinsichtlich der Bezeichnung "Asche(n)eimer.
2 Erhard
Bezugnehmend auf Pauls Argumentation, würde meine Hauskatze auf ihr Katzeklo gehen. Hätte ich aber z.B. zwei Katzen, so würden sie das Katzenklo benützen?
Ein Parkbesucher meldete der Polizei einen Leichefund?
Bei den singulären Formen sträubt sich mein Sprachempfinden.
3 Ronald
Das scheint ein ähnliches Problem wie mit der „Speisekarte“ zu sein: Obwohl darauf meist mehrere Speisen stehen, hat sich entgegen der korrekten Version „Speisenkarte“ die erstgenannte durchgesetzt.
4 David
Was ist den mit einer "lautmalerischen" Erklärung?
Villeicht klingt es gesprochen ja flüssiger, wenn man "Ascheregen" anstelle von "Aschnregen" sagt. Dieses gaumennasale "n" zwischen den beiden Begriffen wirkt wie ein Stoplaut.
5 Henry
Ich empfinde die singuläre Form bei Worten, die in der Einzahl schon eine nicht abzählbare Menge bezeichnen stimmiger. Eine Asche bezeichnet nicht ein Stück Asche, genausowenig wie sich eine Speise oder eine Portion auf ein einzelnes Stück beziehen.
Eine Katze läßt sich nicht in kleinere Teile zerlegen, die immer noch "eine Katze" sind -- mit einer Speise (z.B. Würstchen mit Kartoffelbrei in die Speisen Würstchen UND Kartoffelbrei) funktioniert das.
6 Lilo
Durch die Aktivitäten des Vulkans Sinabung zur Zeit wieder häufig zu lesen: Aschewolke.
Nun, klingt meines Empfindens gekünstelt.
Man vergleiche Begriffe auf -e, die eine Summe kleiner Teile bezeichnen, als Wortverbindung:
Aschenbecher
Aschenkübel
Jauchenfass
Kohlenkübel
Kohlenschaufel
aber bei Einzelbezeichnungen auch:
Brillenetui
Jackentasche
Hosenträger
Taschenlampe
Jausenbrot
Das -n als Fugenelement klingt eben vertrauter.
7 Harald
Die Regel lautet: Wenn ein Kompositum aus zwei Substantiven besteht und die erste Konstituente ein Femininum ist, das auf ein ´e´ endet, so ist nach dem Gesetzt der Wortbildungslehre das Fugenelement ´n´ anzuwenden.
Die Regel gibt es, wird im Duden aber leider nur als Tendenz beschrieben.