Weblog > Nachgefragt

gelikt, geliket oder geliked?

Speziell aus der Facebook-Welt verbreitet sich der Anglizismus »liken« auch im deutschen Netzjargon, wobei das Wort im engeren Sinn auf die »Gefällt mir«-Funktion der Plattform bezogen wird, im weiteren Sinn die Bedeutung »gut finden« hat.

Frage:
Was die Rechtschreibung von »liken« angeht, treten speziell bei der Partizipform Unsicherheiten auf: Haben wir etwas gelikt, geliket oder gar geliked? Analog zu zum Beispiel »gefakt« oder »getunt« würde ich zu »gelikt« tendieren; hier wird aber häufig eingewendet, dass in dieser Form das Grundwort »like« nur noch schlecht erkennbar ist.
Julian von Heyl, korrekturen.de

Antwort:
Für diesen und ähnliche Fälle gibt es keine amtlich vorgegebene Regel.

Der Duden hat sich dafür entschieden, der Einfachheit halber nach einem strikten Schema zu verfahren und bei Eindeutschungen dieser Art die für die deutschen Verben geltenden morphologischen Regeln auch dann anzuwenden, wenn ein im Hinblick auf die Aussprache irritierendes Schriftbild entsteht. Die Grundregel lautet für die Partizipien schwacher Verben: ge + Wortstamm + t. Bei »liken« sehen wir als Wortstamm »lik« an, was darauf zurückgeht, dass normalerweise der Stamm eines Wortes durch Abtrennung der Flexions- oder Wortbildungsendungen ermittelt wird (wie z. B. aus liking = lik + ing).

Nach diesem Muster haben wir schon eine Reihe von Festlegungen getroffen: neben »faken, gefakt« und »tunen, getunt« auch beispielsweise »canceln, gecancelt«, »timen, getimt«, »checken, gecheckt« und »managen, gemanagt«. Und entsprechend empfehlen wir auch »gelikt«.

Es ist uns klar, dass man »gecheckt« leichter akzeptieren kann als »gelikt«, aber wir halten es für eine entbehrliche Verkomplizierung, hier unterschiedliche Lösungen anzubieten.
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Leiter der Dudenredaktion

Julian von Heyl am 25.01.13
Visits: 69981

Kommentare

1  VeyronSky

Danke, die Frage hab ich mir auch schon einige Male gestellt!

Geschrieben von VeyronSky am 16.02.13 23:05

2  Das heißt geliked!

Ich weiß nicht was ihr versucht einzuführen..
Gelikt?
das ist ganz klar im englischen wird wenn ein wort ins präteritun konjugiert wird ein ed angehängt.
Dies ist hier auch der Fall darum heißt es geliked!
und nicht euer neu erfundenes geliket...


verzeiht mir meine groß und klein schreibung aber meine Tastatur hat seine Schaeden...

Geschrieben von Das heißt geliked! am 23.09.13 17:32

3  Julian von Heyl

Es heißt im Englischen aber nicht "I have geliked", sondern "I have liked". Man kann nicht nach Gutdünken deutsche (ge-) und englische (-ed) Konjugationsmerkmale miteinander kombinieren, sondern aus dem Englischen übernommene Fremdwörter werden den deutschen Regeln gemäß konjugiert.

Geschrieben von Julian von Heyl am 23.09.13 18:16

4  Michael Krämer

Für mich kommt nur die Schreibweise "geliket" in Frage. "gelikt" wird automatisch falsch ausgesprochen. "geliked" mit der Endung "d" hat als Eindeutschung in unserer Sprache nichts zu suchen. Die Endung "t" ist auf jeden Fall selbstverständlich.

Geschrieben von Michael Krämer am 31.05.14 10:52

5  Stephan

Ich gebe Julian und Michael da vollkommen recht. Ich finde, "geliket" ist plausibel. Hier findet sich das morphologische -t der 3. Sgl. Ein -d oder gar -ed aus dem Englischen hat in der Flexion im Deutschen nichts zu suchen.
Das strikte Vorgehen der Dudenredation hat auch was für sich, um klare Regeln zu haben. Allerdings finde ich, dass das das Wortbild und die anzuwendende englische Aussprache sehr verfälscht. "Gelikt" heißt dann was ganz anderes :P
Im Plural sieht das ja wieder anders aus. ("wir liken") Vielleicht wäre es gut – Hinweis an die Dudenredaktion –, wenn man hier ein Fugen-e einsetzen könnte. Zumindest bei den Formen, die problematisch sind.

Geschrieben von Stephan am 30.10.14 09:17

6  Julian von Heyl

Die Pluralformen werden selbstverständlich normal mit -en gebildet; sie entsprechen ja den Infinitivformen (siehe Artikel): Wir liken, wir faken, wir tunen etc.

Geschrieben von Julian von Heyl am 30.10.14 14:19

7  mammi

Es ist Schwachsinn, im Schriftverkehr Fremdwörter zwangsweise einzudeutschen, indem man deutsche Endungen an englische Wortstämme knallt. Beim Lesen formen wir die Buchstaben gemäß der gewählten Sprache wieder in Laute um. Die deutsche (Schrift)Spache kommt dem "what you read is what you speak" besonders nahe, im Englischen ist das hingegen nicht der Fall. Daher mutet jedes eingedeutschte englische Konstrukt falsch an: Liest man "gelikt", so ist das "i" darin lautschriftlich ein i und nicht, wie es sein müsste "ei" oder "ai".
Es wäre daher eher konsequent, "geleikt" oder "gelaikt" zu schreiben.

Das Dumme ist, dass der internetaffine Mensch mit dem gesprochenen "geleikt" direkt etwas anfangen kann, er liest in dem Fall jedoch ein Wort, das den Bezug zum Englischen verloren hat. Noch schlimmer ist es bei "gelaikt", dort könnte man der Ansicht sein, dass es sich bei dem "k" um einen Tippfehler handelt - Rechtschreibprogramme würden daraus "gelaicht" machen.

Dessen ungeachtet haben so viele Fremdworte eine Eindeutschung vollzogen, dass man vermuten könnte, im Schriftgebrauch tatsächlich später "geleikt" zu schreiben, so wie heute auch "Majonäse" verwendet wird.

Als Übergangslösung schlage ich vor, die Schreibweise so zu wählen, dass der Sprachfluss nicht ins Stocken gerät und trotzdem die Information erhalten bleibt. Sprich: "geliked", "getuned", "gemailed", von mir aus auch "gemailt", was aber Rechtschreibprogramme zu "gemalt" korrigieren wollen würden.

Das Auge erkennt, sofern der Leser genug Interneterfahrung hat (oder allgemeiner: genügend Domainwissen) bei "geliked" das englische Wort "like" und kann es 1:1 mit der englischen Aussprache intonieren. Das klappt auch bei allen anderen Varianten, wo "ed" die Endung bildet, denn anhand der Endung erkennt das Auge zudem, dass es sich nicht um eine deutsche Endung handelt, was der Erkennung der fremdsprachlichen Konnotation förderlich ist.

Letzendlich handelt es sich bei dem als Fremdwort übernommenen "like" um einen ganz speziellen Sachverhalt und somit um einen Fachausdruck, den man, so man die Möglichkeit der Kennzeichnung über den Wechsel der Schriftart hat, mit diesem Mittel deutlich machen würde. Gleiches gilt für andere, aus "Jargons" entnommene Worte.

Ein Beispiel, bei dem (eingedeutschte) Schriftform und Lese-Assoziation UND Hör-Assoziation komplett auseinander driften ist das von Julian von Heyl herangezogene:

> Analog zu zum Beispiel „gefakt“

Genau hier liest der deutschsprachige Leser lautmalerisch "gefakt" mit "fak" wie in Fakt, Faktum und "es ist fakt, dass..." und nicht etwa, wie vermutet, automatisch "gefeikt".

Beim Hörer kommt nun auch "gefakt" (mit Aussprache wie in "es ist Fakt") an, und sofern er des Englischen mächtig ist, hört er daraus "gefuckt".

Bin gespannt auf die Gesichter der Hörer, wenn der Vorleser mal den Satz: "Da habe ich gefakt" laut vorliest.

Wie einfacher wäre es für den Leser, stünde "da habe ich gefaked" da.

Auch der Mensch, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, erkennt in der nicht-deutschsprachigen Endung "ed", dass er hier nicht etwa "gefaket" sagen muss (ge-fak-et) sondern auf sein Wissen auf z.B. die englische Sprache (wg. der ed-Endung) zurückgreifen sollte.

Geschrieben von mammi am 28.01.15 13:57

8  mammi

Ergänzung:
> Nach diesem Muster haben wir schon eine Reihe von
> Festlegungen getroffen: neben „faken, gefakt“ und „tunen,
> getunt“ auch beispielsweise „canceln, gecancelt“, „timen,
> getimt“, „checken, gecheckt“ und „managen, gemanagt“. Und
> entsprechend empfehlen wir auch „gelikt“.

Genau in diesem Absatz las ich bei "getimt" auch lautsprachlich etwas wie "getimmt". Und bei "gemanagt" frag ich mal: Wer nagt denn da? Die GEMA?

Noch ein Bespielsatz, bei dem die Aussprache aus dem Kontext gelöst werden muss: "Gestern habe ich gewalkt"
Gegenfrage: Wen oder was hast Du gewalkt?
Der Hörer könnte in "gewalkt" das Verb "walken" erkennen.
Gegenbeispiel: "Gestern bin ich gewalkt"
Hier ist also das Hilfsverb für den richtigen oder eindeutigen Kontext verantwortlich. Wie einfacher wäre es für den Leser, stünde da "Gestern habe ich gewalked". Er hätte zwei Bezugspunkte, an denen er erkennen kann, wie die Zeichenfolge "walk" auszusprechen ist.

Das Problem, nicht die richtige Aussprache zu finden, stellt sich verhäuft bei einsilbigen Verbstämmen, die auf Gutturale enden.

Geschrieben von mammi am 28.01.15 14:19

9  gromper

Wenn ich das richtig verstanden habe:

highlighten -> gehightlightt
fighten -> gefightt

Stimmt, das Problem stellt sich in diesen Fällen nicht, weil diese Anglizismen nicht wirklich geläufig sind, für "liken" galt dies vor einigen Jahren jedoch auch noch.

Geschrieben von gromper am 11.02.15 02:44

10  gromper

..das offensichtlichste hab ich natürlich vergessen:

posten -> gepostt

Im Sprachgebrauch benutzt man ganz einfach"geposted(t)"

Geschrieben von gromper am 13.02.15 16:39

11  Michael D.

Argument von gromper nicht überzeugend, da bei "postet" oder "fightet" man das "e" hört, bei "liket" jedoch nicht.

Ich finde "liket" trotzdem besser als "likt", da der Vokal "i" nun mal erst durch das "e" hinter dem Konsonanten zum "ei" wird, ansonsten bliebe es "i", wäre also weder nach den englischen, noch nach den deutschen Ausspracheregeln ein "ei", muss aber unstreitig ausgesprochen werden wie "ei".


Das "d" halte ich allerdings für in jeder Hinsicht falsch.

Hier beachte man die möglichen Konjugationen:

"Der von mir gelikete Beitrag" vs. "Der von mir gelikede Beitrag".
Letzteres führt schon zu einer (leicht) falschen Aussprache.

Das d wird meines Erachtens nur deswegen manchmal bevorzugt, weil man die Form "liked" aus dem Englischen eben optisch gewohnt ist und daher "geliked" für manche zunächst richtiger aussehen mag als "geliket".

An das "t" muss man sich aber ohnehin gewöhnen, weil dieses auch in Präsenzkonjugationen Pflicht ist:
er/sie/es liket, ihr liket.


Geschrieben von Michael D. am 27.02.15 19:58

12  Florian Egger

Danke, ich habe diesen Artikel "geliked".

Geschrieben von Florian Egger am 20.06.15 12:46

13  Klausens

"gefakt" spricht/spräche sich fast wie "gefuckt", also im Deutschen ein "a", im Englischen aber war es ein ganz anderer Klang.

[Ich verzichte hier mal auf die Phonetische Lautsprache, weil sich die Symbole nicht so leicht tippen lassen, via Tastatur.]

"getunt" liest/läse sich wie "tu..." – und nicht wie (englisch vorgesehen) "tju..." -- "das getunte Auto" lässt einen dann eher an "Tunte" denken als an was Urenglisches.

"gelikt" erinnert beim Lesen an "licken", also fast schon "lecken". (Wie soll man da aufs "ai" kommen?)

"getimt" erinnert beim Lesen an den Namen "Tim" und das nicht existente Verb "timmen" taucht vor dem inneren Auge auf, auch hier verliert sich das (englisch vorgesehene) "ai" der Aussprache.

NEE, NEE, was der Duden uns da antut.

Wenn wir dieses deutschoengloschräääääcklische Zeugs (vor)lesen müssen, z. B. aus einem Buch, dann werden wir uns dauernd verhaspeln.

"Eindeutschen" kann doch nicht heißen, dass alles völlig verunstaltet wird, bis man nix mehr kapiert.

Ich plädiere für:

"getimed"
"getuned"
"gefaked"
"geliked"

Einfacher geht's nimmer, bei den regelmäßigen Verben zumindest, und man spürt sofort. "Hey, das ist aus dem Englischen, da muss ich sowieso anders lesen!"

So wird/würde man nicht eine Les- und Sprechfalle gelockt.

GECHECKED?

Geschrieben von Klausens am 26.10.15 15:51

14  Vio

Mir persönlich kämen Schreibweisen wie "gelikt" (ganz schlimm) oder "geliket" (geht noch) gar nicht in die Tüte. Der Grund dafür wurde hier nun schon öfter genannt:
Wenn wir ein englisches Wort schon ver(un)deutschen müssen, dann doch aber bitte richtig und komplett. Demzufolge käme hier nur "geleikt" oder "gelaikt" infrage. Denn im deutschen würde man ein alleinstehendes "i" nie, mit dem Unwissen der englischen Herkunft, als "ei" aussprechen.

So, und bis wir dieses Wort nun so verunstalten werden, schließe ich mich der Mehrheit an und tendiere zu "geliked". Denn so undeutsch das auch aussieht - und das ist es ja - ist hier 1. die Herkunft klar erkennbar und 2. erschließt sich die Aussprache von selbst.

Und das Argument die Endung "-ed" hätte im deutschen nichts zu suchen ist richtig. Aber bitte nicht vergessen: das Wort ist ja auch nicht deutsch. Wir behelfen uns lediglich mit einem "ge-" davor, um es überhaupt irgendwo einbauen zu können. Denn "liken" lassen wir mit dem behelfenden "-n" ja genauso zu, richtig? Richtig!

Geschrieben von Vio am 13.02.16 13:06

15  Julian von Heyl

Ich schließe mich im Wesentlichen der Argumentation von Herrn Dr. Scholze-Stubenrecht an, dass es „eine entbehrliche Verkomplizierung“ bedeuten würde, wenn man zwar „gecheckt“ und „gemanagt“ schreiben würde, aber „geliked“ und „abgespaced“.

Hinzu kommt, dass die Befürworter von Formen wie „geliked“ oder „abgespaced“ zumeist nur die adverbielle, nicht aber die adjektivische Verwendung vor Augen haben: „Die Party war abgespaced“ macht keinen wirklich falschen Eindruck, „die abgespacede“ Party aber schon.

Als Ausweg aus dem Dilemma würde ich allenfalls sehen, dass man zwischen Adverb und adjektivischem Partizip unterscheidet und entsprechend zwei Schreibformen nutzt, also „die Party war abgespaced“; aber: „die abgespacte“ Party. Dass dies nicht völlig abwegig ist, sieht man an den Formen „relaxed“ und „relaxt“, die nach Duden beide richtig sind (wobei hier aber das kein Partizippräfix ge- auftritt) – doch nur „relaxt“ kann man adjektivisch verwenden. Auf der anderen Seite werden die Dinge so sicher auch nicht einfacher.

Fazit: Ich halte es sinnvoller, gewöhnungsbedürftige Schreibweisen wie „abgespact“ oder „gelikt“ in Kauf zu nehmen, als eine eher willkürliche Grenze zu etablieren, wann etwas „richtig aussieht“ und wann nicht. Dies würde nur zu einer Individualorthografie führen, bei der die einen „gemanagt“ als richtig empfinden, die andern aber nur „gemanaged“.

Geschrieben von Julian von Heyl am 23.03.16 09:55

Für diesen Beitrag können keine Kommentare mehr abgegeben werden.