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Re: Komma
Autor:Zuckerschnecke
Datum: Di, 07.04.2020, 23:46
Antwort auf: Re: Komma (Julian von Heyl)

Da es hier meinem Vernehmen nach noch niemand gesagt hat: Das von Christof diskutierte Komma halte ich für obligatorisch.

> Sie ist also als Korrektur oder Präzisierung des
> Vorangegangenen zu verstehen,

So verstehe auch ich das.

> weshalb der Herr Müller auch im gleichen
> Kasus wie Horst bleiben sollte: […]

Das kann man so machen, muss man aber nicht.

> Das Komma danach würde ich weglassen.

Das würde ich nicht tun.

> Im Duden findet sich als ähnliches Beispiel:
> Er wurde erst wieder ruhiger, als er sein Herz
> ausgeschüttet, d. h. alles erzählt hatte.

Dieses Beispiel gehört nicht zum Thema, denn es wird von Duden als Beispiel dafür gebracht, dass der Einschub, der das Prädikat erläutert, in die verbale Fügung einbezogen ist.

> Will man "ich meine, Herr Müller" als Einschub
> verstehen, kann es aber auch gesetzt werden.

Wie könnte man es denn nicht als Einschub betrachten? Syntaktisch wird doch aber nicht erst beim Kasus von »Herr«, sondern bereits beim »ich« klar, dass es sich um ein syntaktisch nicht in den übergeordneten Satz integriertes – Syntagma handelt, also um eine Parenthese. Ich vermute, dass auch Gernot das so sieht, leider hat er es aber nicht explizit gesagt. Aber dafür hat er ja ein paar Witze gemacht, was doch in diesen finsteren Stunden auch etwas wert ist. :D

> Beispiele für die Wahlfreiheit im Duden:
> Die meisten Eltern, aber auch einige Schüler[,]
> waren gegen die Klassenfahrt. Sie waren arm, aber
> nicht unglücklich[,] und hatten viele Freunde.

Diese Fälle diskutiert Duden nur, weil es sich bei »aber« um eine Konjunktion handelt, weshalb eben neben der Interpretation als Einschub – als nachgestellter Zusatz – auch die Interpretation als einfache Koordination möglich ist. »Ich meine« wird aber, wie ich meine, noch nicht als Konjunktion angesehen.

Da es sich also um eine Parenthese handelt und diese vom übergeordneten Satz syntaktisch unabhängig ist, bleibt es dem Verfasser auch freigestellt, wie er sie gestaltet. Die folgenden – auch die von Gernot vorgeschlagenen Doppelpunkte einbeziehenden – Versionen halte ich neben vielen weiteren denkbaren für korrekt:

Aber dann kam Horst, ich meine Herrn Müller, in die Küche.
Aber dann kam Horst, ich spreche von Herrn Müller, in die Küche.
Aber dann kam Horst, ich meine, [es kam] Herr Müller, in die Küche.
Aber dann kam Horst, ich meine: [es kam] Herr Müller, in die Küche.
Aber dann kam Horst – ich meine Herrn Müller – in die Küche.
Aber dann kam Horst – ich spreche von Herrn Müller – in die Küche.
Aber dann kam Horst – ich meine, [es kam] Herr Müller – in die Küche.
Aber dann kam Horst – ich meine: [es kam] Herr Müller – in die Küche.

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