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Re: Genitivsubstitution
Autor:Pumene
Datum: Mo, 22.03.2021, 22:03
Antwort auf: Re: Genitivsubstitution (Kakadu5)

> Ja, danke.

Ich persönlich finde den Dativ okay.

Die Sprachpuristen werden nicht aufhalten können, wie „das Volk spricht“, und den Dativ nach „wegen“ letztendlich legalisieren. Meiner Meinung nach werden wir das sogar noch erleben.

Ein Zitat von Leo/Dr. Bopp (aus einem anderen Zusammenhang) würde hier passen:

Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun, in der sich die Sprache in eine andere Richtung zu entwickeln scheint, als die Regeln es vorschreiben.

Gruß

Pumene

Aus dem Grimmschen Wörterbuch:

da (von) wegen mehr und mehr in die allgemeine sprache eingeht und die nachstellung des subst. das gewöhnliche wird, gerät es unter den einflusz der alten präpositionen und wird deshalb vielfach mit dem dativ verbunden. in den hochd. mundarten ist das wol ganz allgemein (doch kommt beim pron. noch der gen. vor, s. e), aber auch in der umgangssprache ist es herrschend und zeigt sich deshalb gelegentlich bei den besten schriftstellern, wenn sie weniger durch die grammatische regel eingeengt werden (z. b. in briefen)., man vermeidet den gen. namentlich, wenn schon ein gen. vorausgeht (wegen Ludwigs /Bd. 27, Sp. 3101/ todes), wenn der gen. sich vom nom. grammatisch nicht unterscheidet (wegen geschäfte), und auch sonst bei einem einzeln stehenden subst. (wegen mangels); bei dichtungen kommt auch der reimzwang in betracht:
alsz Cain schluog sein bruoder todt,
hat got darumb verflucht die erden,
dasz sie nit mehr solt fruchtbar werden
von wegen unschuldigem bluot.
Endinger judenspiel 86 neudr.;
und ohne sich (wie es schien) zu regen,
entschuldigte sich die dame wegen
dem ungewöhnlichen empfang
mit einer migräne vom ersten rang.
Wieland 21, 78 (Gandalin 5, 32);
ich musz dich ferner auch herzlich beklagen
wegen deinem sehr schwachen magen.
Kortum Jobsiade 1, 63;
da ich die nacht wegen stettigem regen und schnees nicht reisen können Heberer aegyptiaca servitus (1610) 570; wegen an- und eingebohrnem vorwitz Philander 1, 122; wegen mangel eines bequemen trinkgeschiers Simpl. schr. 3, 299, 20 (vogeln. 1, 2) Kurz; wegen zubrochen krügen wird offt ein krieg Lehman (1662) 3, 482; wegen seiner gottesfurcht und fleiszigem gebeth sehr berühmt pers. rosenth. 1, 13; wird er theils wegen argwohn ... theils wegen verdacht der conspiration erboset 1, 45; wegen mangl desz brods Abr. a S. Clara Judas (1687) 1, 187; wegen vor augen schwebenden todt 1, 204; rechenschafft müssen geben wegen etlichen kaum sichtbaren bröszlen 1, 325; die nordischen völker verwiesen seine seele wegen diesem allzuleichten tode in die hölle Zimmermann von dem nationalstolze 121; einzelne wohner, welche sich wegen leib und gut vereinigen Möser Osnabr. gesch.2 1, 35; ob wir gleich ... nichts wissen können, wegen dem untergange der urkunde Abbt 2, ii, 21; was ich mit meinem manne vor eine hatze gehabt habe wegen dem gestrigen ballgehn H. L. Wagner kindermörderin 24 (2. akt) neudr.; ich will der obrigkeit zu füszen fallen, dasz sie meinem schwachen vatter beisteht, wegen einem ungerathenen sohn Fr. Müller Fausts leben 50 neudr. (in der gesamtausg.: wegen eines ungerathenen sohnes); wegen mord und meineid Klinger 1, 87; eure abbitte wegen eurem unsittlichen ... betragen 1, 484; konnte er sie (die gebühren) wegen miszwachs nicht bezahlen 3, 112; kriegshändel ... wegen Ormus, dem bedeutendsten handelsplatz Göthe 7, 207 Weim. ausg.; wegen mangel an gehöriger bereitung 46, 194; wegen dem wurf der gewänder und wegen dem accidentiellen in der beleuchtung 47, 251; der feine duft, der ... wegen dem unterliegenden dunklen grunde unserm auge blau erscheint naturw. schriften 6, 202; ich bin sowohl wegen des stoffs, als wegen den umständen, welche die behandlung und ausführung begleiteten, dem kleinen gedicht (Euphrosyne) sehr zugethan briefe 14, 152; Ruysdael wegen dem gehalt und der anmuth seiner erfindung 36, 29; wegen eintretendem reformationsfeste 28, 8 (so noch sehr häufig in den briefen); wegen den anwesenden Schiller 3, 287 (Fiesko 4, 1 bühnenbearb.); wegen dem Göz von Berlichingen will ich an Göthe selbsten schreiben briefe 1, 55 Jonas (so häufig); bald hatte der herr nicht zeit wegen dem spielen, bald wegen dem essen Pestalozzi 12, 245; den berg hinauf aber ging er zu fusz wegen den rossen Hebel 2, 128 Behaghel; ich soll früh aufstehen wegen dem gold der morgenstunde Bettine frühlingskranz 1, 3; wegen dem rauschen des wassers briefw. 1, 330; wegen jenem einbruch Freytag 17, 401 (bilder 1, 7); wegen dem zwang, den ein vornehmer hofherr ... auflegte 18, 392 (2, i, 11); warum haben sie euch gebüszt? wegen dem kreuzmann! Scheffel Ekkeh. 69; wegen mangel an lebensmitteln Mommsen röm. gesch. 2, 8; geht doch nicht hinein. es ist wegen dem hunde Stifter 3, 200; schon wegen dem kinde geht das ja nicht G. Hauptmann fuhrm. Henschel 39 (2. akt).

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