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«extrem(is)ieren»
Autor:Ivan Panchenko
Datum: So, 14.05.2023, 23:09

Eine Beobachtung, die ich loswerden wollte: Das Verb extremieren kommt in mathematischem Zusammenhang vor (Minimum/Maximum/Optimumminimieren/maximieren/optimieren, so auch: Extremumextremieren), im Zusammenhang mit Extremismus sagt man hingegen extremisieren (radikal/extremradikalisieren/extremisieren; minim ist, so lese ich, «schweizerisch, sonst veraltet»). Da sieht man, wie uneinheitlich das ist, allerdings kommt auch minimisieren vor (vgl. französisch minimiser/maximiser/extrémiser).

Wo wir beim Extrem(is)ieren sind: Es gibt eine Tabellenkalkulations-Funktion namens KGRÖSSTE und eine namens KKLEINSTE. Eigentlich wäre «k-t-größte» statt «k-größte» zu erwarten (vgl. «n-te Wurzel»), man sagt schließlich drittgrößte statt dreigrößte. Mit alleinstehendem t (welches nicht etwa buchstabiert, sondern in derselben Silbe wie das k gesprochen wird) sieht das allerdings ziemlich unästhetisch aus. Hingegen ist das englische «nth largest» kein Problem – vielleicht ist mündlich (!) «n-t-größte» ebenfalls ganz natürlich? Noch ein Beispiel: «ein Spiel zu n-t».

Georg Cantor hat bei der Benennung von unendlichen Kardinalzahlen mit 0 als Index angefangen (ℵ₀, ℵ₁ etc.). In Übereinstimmung mit dem Alltagsgebrauch (2023 liegt im 21. Jahrhundert, nicht im 20. Jahrhundert) bin ich ein Freund davon, mit 1 anzufangen, und würde analog in der Tat auch unendliche Limeszahlen überspringen, zum Beispiel würde ich ω als den ω-plus-ersten (statt «ω-ten») Wohlordnungstyp bezeichnen; einen ω-ten Wohlordnungstyp gibt es schlichtweg nicht, schließlich gibt es unter den ersten ω Wohlordnungstypen keinen letzten.

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Beiträge zu diesem Thema

«extrem(is)ieren»
Ivan Panchenko -- Sonntag, 14.5.2023, 23:09
Re: «extrem(is)ieren»
Pumene -- Montag, 15.5.2023, 12:21