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«-phob» vs. «-phobisch»
Autor:Ivan Panchenko –
Datum: Mo, 08.04.2024, 15:17

Die Arbeit «Synchrone Aspekte des gemeinsprachlichen Konfixes -phob-» finde ich merkwürdig, da dort zum Beispiel davon die Rede ist, dass mit xenophobic eine exogene Suffixvariante vorliegt – anscheinend ist hier Englisches in die Belege reingeraten (vielleicht aus Zitaten oder Eigennamen), ohne dass es aufgefallen ist oder näher angesehen wurde, ich glaube nämlich nicht, dass es sich um einen deutschen Anglizismus handelt.

Hier eine eigene Beobachtung in Bezug auf das Suffix -isch: Die Stämme -phob- (eigentlich ‘Furcht’) und -phil- finden sich übertragen zum Beispiel in lipophob und lipophil, wohlgemerkt ohne das Suffix -isch. Das entsprechende griechische Substantiv ist φόβος (ohne das Suffix -ία), aber in der Psychiatrie hat sich Phobie etabliert, was dem Ausgang von Wörtern wie Agoraphobie entspricht, und das Adjektiv dazu lautet phobisch. Entsprechend sind hier beide Varianten möglich: agoraphob/agoraphobisch, arachnophob/arachnophobisch.

Dann gibt es noch Wörter wie Xenophobie oder Homophobie, wo keine phobische Störung im psychiatrischen Sinn gemeint ist, sondern schlicht eine Angst oder auch Abneigung/Feindlichkeit. Als Adjektiv ist die Form ohne -isch normal, aber die Ähnlichkeit zu Phobie dürfte begünstigen, dass ab und zu homophobisch gebraucht wird.

Hinzu kommt eine Kontroverse: In Social-Justice-Kreisen wird homophob oder homofeindlich für Positionen gebraucht, die für die Gruppe derjenigen, die homo(sexuell/romantisch) sind, in besonderem Ausmaß problematisch sind – unabhängig davon, ob das auch beabsichtigt ist. Damit hat das Wort einen negativen Beiklang und in Anbetracht dessen überrascht es nicht, dass viele, die damit bezeichnet werden, das Label für sich ablehnen und eine strengere Auslegung haben. Der Gedankengang kann ungefähr so aussehen: «Ich [nicht ich (Ivan), sondern die fiktive Person, die das denkt] möchte nicht, dass Homo-Paare Kinder adoptieren, habe aber nichts gegen Homo-Beziehungen, also bin ich nicht homophob.» Oder noch extremer: «Ich lehne homosexuelle und homoromantische Handlungen ab, habe aber nicht persönlich etwas gegen Menschen, die das tun, sondern möchte ihnen helfen, zu Jesus zu finden, also bin ich nicht schwulenfeindlich. Ich hasse die Sünde, aber liebe den Sünder, bla, bla, bla.»

Ich will mich nicht mehr großartig mit Transphobie befassen, fand aber das hier von Invisible Entity derart interessant, dass ich es weitergeben möchte (wieder etwas gelernt!):

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«-phob» vs. «-phobisch»
Ivan Panchenko – -- Montag, 8.4.2024, 15:17