Integriert müsste das Wort Grammatik mit Langvokal in der zweiten Silbe ausgesprochen werden, da die Silbe offen ist (zum Vergleich: Problematik), doch der Kurzvokal nach klassisch-lateinischer Manier hat sich etabliert, es ist ja auch ein linguistisches Wort. Eine Schwankung besteht bei Genus [ˈɡeːnʊs]/[ˈɡɛnʊs], Numerus dürften viele mit Kurzvokal in der ersten Silbe aussprechen, es ähnelt ja dem Wort Nummer. Bei Status als Pluralform ermöglicht der Langvokal in der letzten Silbe eine Unterscheidung von der Singularform, der üblichen Integration entspricht ein Kurzvokal.
Theorie vs. Praxis: Langvokal ist hier phonematisch gemeint, nicht phonetisch; in unbetonter Stellung werden Langvokale grundsätzlich kürzer ausgesprochen. Vor vokalisiertem r wird für betonte Langvokale gerne eine lange Aussprache angegeben, doch realistischer ist hier ausnahmsweise eine gekürzte Aussprache, zum Beispiel [oɐ̯] statt [oːɐ̯] (aber: [ˈoːrən], wobei r ersatzweise für einen r-Laut steht). Dass für Langvokale in geschlossenen Silben selbst ohne Betonung eine lange Aussprache angegeben wird, hat vielleicht ebenfalls einen systemischen Grund; ich glaube, dass [ˈhɔbis] mit nicht-langer Realisierung des /iː/ wie in [ˈhɔbi] durchaus korrekt ist, die Morphemgrenze macht so etwas möglich – oder eben eine Anlehnung an klassische-lateinische Langvokale, so schlage ich [ˈʃtaːtus] statt [ˈʃtaːtuːs] als deutsche Aussprache für die Pluralform vor (oder eben integriert [ˈʃtaːtʊs]!). In der Tat gibt Langenscheidt [ˈteːləˌtabis] an, aber auch zum Beispiel [ˈautɔr]; ich halte [oɐ̯] für das Suffix -or für realistischer.
Zu Alias: Entgegen der klassisch-lateinischen Aussprache werden Atlas und Alias mit Kurzvokal in der letzten Silbe ausgesprochen und entsprechend heißt es des Atlasses und die Atlasse (oder: des Atlas und die Atlanten) statt des Atlases und die Atlase. Jedoch scheint des Aliases gegenüber des Aliasses sowie die Aliase gegenüber die Aliasse zu überwiegen (aber weiterhin mit scharfem s-Laut), was ist da denn los? Vielleicht klingt Aliasse einfach blöd («Ali, hast du mal Asse?») und nach zwei Langvokalen ein dritter bei diesem Wort erträglich. Möglich sind auch des Alias und die Alias, also eine -s-Form, bei der kein zusätzliches s geschrieben wird, weil Alias schon auf diesen Buchstaben endet. Ausweichmöglichkeit: die Aliasnamen.