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«bin dir entfolgt» vs. «habe dich entfolgt»
Autor:Ivan Panchenko –
Datum: Sa, 12.04.2025, 20:18

Beim Verb entfolgen (anzutreffen im Zusammenhang mit Social Media) scheint der Dativ üblicher zu sein als der Akkusativ und ich würde auch ganz klar zum Dativ greifen. Ein Vergleich mit Verben wie befolgen oder verfolgen, die mit Akkusativ stehen, überzeugt nicht, da entfolgen eine synchron nachvollziehbare Wortbildung ist und ein Gegenwort zu folgen sein soll. Eine Besonderheit gibt es: Jemandem zu folgen, kann andauern (durativ), jemandem zu entfolgen, hat dagegen einfach das Ergebnis, dass der Person nicht mehr gefolgt wird. Dieser Unterschied ergibt sich aber quasi natürlicherweise, für die Rückgängigmachung reicht eben eine Aktion. Hermann Unterstöger:

Unser Leser N. sieht sich nun vor die Frage gestellt, welchen Kasus dieses Wort zu regieren hat. Sein Verstand sagt Dativ, sein Bauchgefühl Akkusativ. Bei allem Respekt vor Herrn N.s Bauchgefühl: Man sollte entfolgen nicht anders behandeln als entkommen oder entfliehen, also beim Dativ bleiben.

Das Verb liken ist an das (echte) Mögen angelehnt, trotzdem ist es verständlich, im Präteritum Dieser Beitrag wurde von 20 Personen gelikt zu sagen, obwohl die 20 Likes immer noch da sind, denn ein einmal abgegebener Like ist nicht unbedingt für die gegenwärtige Gefühlslage repräsentativ. Zum Vergleich sei der Satz Dieser Film hat mir gefallen genannt, mit dem der damalige Eindruck beschrieben wird. Im Gegensatz dazu hat Folgen wirklich den Sinn, dass etwaige Beiträge des Kontos, dem gefolgt wird, verfolgt/angezeigt werden. Manchmal wird auch folgen für eine einmalige Aktion gebraucht (Ich bin dir zurückgefolgt); ich würde es dann immer noch beim Dativ belassen, da wie beim Liken immer noch das zugrunde liegende Bild präsent ist, nur dass dieses Bild auf eine punktuelle Handlung eingeschränkt wird: Ich bin dir gefolgt, und den Rest erledigt der Algorithmus. Umso mehr leuchtet entfolgen mit Dativ (und sein als Hilfsverb) als Gegenwort ein.