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Re: Komma (u.a. Infinitiv mit "zu")
Autor:ute
Datum: Fr, 04.09.2009, 04:15

Hallo Sascha.

Erstmal Dein Satz inhaltlich unverändert - überflüssige Kommata rot markiert, fett hervorgehoben ergänzte Interpunktion, unterstrichen "ungünstige" Interpunktion, dazu unten eine Erklärung.

Als Wirtschaftler gelingt es Ferguson gut, zu erklären, wie im 18. Jahrhundert das durch die elisabethanischen Piraten ergaunerte Gold (Vermögen) genutzt wurde, um die Gewohnheiten einer sich langsam entwickelnden , sowie damals wie heute von Zucker, Kaffee und Tabak abhängigen, Konsumgesellschaft anzutreiben; wie Großbritannien ein Staatsverschuldungsystem erschuf, um eine riesige Marine zu errichten; wie die ostindischen Firmen und Häfen die Grundlagen für ein globales Handelssystem schufen- welches er „Anglobalization“ nennt – und welches bis heute floriert.

Entschuldigung, dass ich im Folgenden nicht einfach nur einige Kommata korrigiere, sondern eine größere Attacke auf den Monstersatz wage. ;-) Auch inhaltlich und stilistisch.
Ich kenne den Zusammenhang nicht, aus dem der Monstersatz gerissen wurde...aber meiner Ansicht nach ist der Satz so weder verständlich noch "schön". Nur mit der Korrektur der Interpunktion ist es nicht getan, wenn die gesamte Satzstruktur misslungen ist (pardon).

Erst einmal:
Wozu so ein Monstersatz?! Lässt sich doch prima in mehrere Sätze aufdröseln, statt so eine umständliche "Aufzählung" (mit Trennung der Aufzählungsunterpunkte durch Semikolon) daraus zu machen.

Ich finde die Einleitung etwas hölzern und wenig elegant: "Als Wirtschaftler [?!] gelingt es F. gut zu erklären..." Hm. Ich fände einen anderen Einstieg besser.

Mein Vorschlag (mit kritischen Fußnoten):

Der Wirtschaftsexperte Ferguson erklärt anschaulich, wie im 18. Jahrhundert das durch die elisabethanischen Piraten ergaunerte Gold (Vermögen) [*1] genutzt wurde, um die Gewohnheiten [*2] einer sich langsam entwickelnden sowie damals wie heute von Zucker, Kaffee und Tabak abhängigen Konsumgesellschaft anzutreiben. Der Autor erläutert, wie Großbritannien ein Staatsverschuldungsystem erschuf, um eine riesige Marine zu errichten [*3]. Ferguson vermittelt auf verständliche Weise, wie die ostindischen Firmen und Häfen die Grundlagen für ein globales und noch heute florierendes Handelssystem schufen, was er „Anglobalization“ [*4] nennt.

[*1] wozu diese Erklärung in der Klammer? Dass Gold Vermögen ist, ist doch eigentlich logisch...scheint mir überflüssig.

[*2] "Gewohnheiten ... anzutreiben" = ?! Bitte was? Ist das vielleicht eine Übersetzung?
Änderungen in den Lebensumständen oder auch Entwicklungen könnten zum Beispiel vorangetrieben werden.

[*3]"eine riesige Marine errichten" - hm... Auch da Fragezeichen. Gehts hier um Seestreitkräfte oder eine Handelsschiffflotte? Man errichtet zum Beispiel ein Haus. Zu Heer oder Flotte als Objekt passt eher "aufbauen".
Ich kenn mich in britischer Geschichte nicht aus, das geb ich gern zu, aber auch hier finde ich die Formulierung eher fragwürdig, die Kausalität erschließt sich mir nicht. Ferguson mag es anschaulich und gut erklären - nach dem Monstersatz hingegen meinerseits nur Fragezeichen...

[*4] Worauf beziehen sich je das erste und das zweite "welches" im Ausgangssatz?
Nennt Niall Ferguson das Handelssystem "Anglobalization" oder den Weg dorthin? "...ization" ist doch eher Anzeichen für einen Vorgang oder einen Prozess. Und in dem Satz kommt mir auch das Verb unpassend vor. Passender scheint mir: "..., wie die ostindischen Firmen und Häfen die Grundlage für ein globales und noch heute florierendes Handelssystem bildeten." Den Part mit Anglobalization ließe ich hier weg. Lieber einen neuen Satz beginnen, der die Definition für Anglobalization im Sinne Fergusons bietet, statt nur das Stichwort ohne klaren Bezug anzubieten.

Zwei Textausschnitte aus einer deutschen und einer englischsprachigen Rezension waren wohl zu lang und scheiterten am Spamfilter, daher nur kurz der Verweis: www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208589/default.aspx

"Fergusons Empire-Apologie aus dem Geist einer Geo-Realpolitik hat ein klares Ziel, das auf den letzten Seiten seines Buches „Empire“ deutlich wird und das er unter dem Schlüsselbegriff der „Anglobalization“ behandelt.11 Dabei geht es um die Lehren aus der Geschichte des britischen Empire für die Vereinigten Staaten von Amerika. Im Sinne einer globalen translatio imperii müssten die USA das Erbe des britischen Empire, seine internationale Fortschritts- und Stabilisierungsfunktion, annehmen und entsprechend handeln. Hier dient die Geschichte des britischen Empire als Kriterium und Handlungsmuster für die Gegenwart."

www.fpa.org/topics_info2414/topics_info_show.htm?doc_id=191065
--> zehnter Absatz.

Gruß
ute

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