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Re: Schreibung "deutsches Volk"
Autor:Michael
Datum: Sa, 16.12.2006, 19:23
Antwort auf: Schreibung "deutsches Volk" (Julian von Heyl)

> Was die berühmteste Inschrift dieses Wortlauts über dem Portal
> des Reichstagsgebäudes in Berlin angeht, lässt sich leider keine
> Aussage über die Schreibweise treffen, da es sich komplett um
> Versalien (Großbuchstaben) handelt. Die nicht uninteressante
> Geschichte dieser 1916 angebrachten Inschrift lässt sich
> übrigens hier nachlesen:
> http://www.loevy.de Ohne auf den (meiner Meinung nach
> bedenklichen) politischen Impetus Ihrer Aussagen einzugehen, sei
> hier die Sache rein orthografisch betrachtet. Man muss dann
> feststellen, dass die Großschreibung im Rahmen dieser Floskel
> nur von den Nazis gepflegt wurde, sich also auf einen recht
> begrenzten Zeitraum erstreckt. Darüber hinaus handelt es sich
> hier um einen feststehenden Ausdruck, der wenig Aufschluss
> darüber gibt, wie man "deutsches Volk" im Allgemeinen
> zu schreiben pflegte.

> Die Rechtsprechung eröffnet die Urteilsverkündung mit der
> Formel: »Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil ...«. Da
> nach Artikel 20 II des Grundgesetzes die Rechtsprechung als Teil
> der Staatsgewalt beim Volk liegt, unterstützt diese Formel die
> Legitimation des urteilverkündenden Richters. Diese Formel war
> auch in der Rechtsprechung der Weimarer Republik üblich. In der
> Epoche der Monarchie verkündete man das Urteil im Namen des
> Landesherrn (Majestätsrecht), im 3. Reich »Im Namen des
> Deutschen Volkes«. Von 1945 bis 1950 hieß es dann »Im Namen des
> Rechts«.
> [Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Name. Lexikon der
> sprichwörtlichen Redensarten, S. 4282
> (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 1075) (c) Verlag Herder
> http://www.digitale-bibliothek.de/band42.htm ] Aber, man
> vergleiche etwa die Rechtschreibung in der Einleitung von Meyers
> Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, 1905—1909:

> Wir dürfen von uns rühmen, daß wir das Beste gewollt und dem
> deutschen Volke nach bestem Wissen und Gewissen auch das Beste
> gegeben haben.
> [Meyers Großes Konversations-Lexikon: DB Sonderband: Legendäre
> Lexika, S. 328607
> (vgl. Meyer Bd. 1*, S. 8)] Oder auch hier ein Buchtitel von
> 1933, "Deutsches Land und deutsches Volk" von Hans
> Ludwig Oeser:

> Bei Bedarf kann ich gerne noch weitere historische Belege
> beibringen. Festzuhalten ist also, dass "deutsches
> Volk", von einer mit gutem Grund abgeschafften
> Gerichtsurteil-Einleitung der Nazis abgesehen, seit je
> kleingeschrieben wurde. Dass heute die Kleinschreibung korrekt
> ist, darüber braucht man sich nicht lange unterhalten, dazu
> reicht ein Blick in den aktuellen Duden.

> Grüße
> Julian

---------------------

Mit stehendem Applaus

MG

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Beiträge zu diesem Thema

Groß- und Kleinschreibung bei Ortsangaben
Awezed -- Freitag, 15.12.2006, 12:07
Re: Groß- und Kleinschreibung bei Ortsangaben
Julian von Heyl -- Freitag, 15.12.2006, 12:22
Re: Groß- und Kleinschreibung bei Ortsangaben
Awezed -- Freitag, 15.12.2006, 13:06
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Thiele K.-W. -- Freitag, 15.12.2006, 20:26
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Michael -- Freitag, 15.12.2006, 22:20
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Thiele K.-W. -- Samstag, 16.12.2006, 14:48
Schreibung "deutsches Volk"
Julian von Heyl -- Samstag, 16.12.2006, 17:58
Re: Schreibung "deutsches Volk"
Michael -- Samstag, 16.12.2006, 19:23
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Thiele, K.-W. -- Samstag, 16.12.2006, 20:43
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Julian von Heyl -- Samstag, 16.12.2006, 22:17
Re: Groß- und Kleinschreibung bei Ortsangaben
Michael -- Sonntag, 17.12.2006, 15:44
das deutsche Volk
Julian von Heyl -- Samstag, 16.12.2006, 09:50
Re: das deutsche Volk Link
Christian Stang -- Sonntag, 17.12.2006, 00:03
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Julian von Heyl -- Sonntag, 17.12.2006, 00:52
Re: Tag der Deutschen Einheit
Christian Stang -- Sonntag, 17.12.2006, 16:16