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Re: Zahlenschreibweise
Autor:Andreas
Datum: Sa, 07.03.2015, 08:46
Antwort auf: Zahlenschreibweise (kathi m)

> 1. Darf innerhalb eines Buchtextes die Zahlenschreibweise
> unterschiedlich gehandhabt werden:

> z.B. nach fünf Jahren, fünfjähriges Kind, aber 220
> Stundenkilometer?

Wie Julian sagt: Feste Regeln gibt es hier nicht. Man sollte fragen (wie Julian): Was ist schön? Das geht dann so weit, dass in manchen Romanen Jahreszahlen ausgeschrieben werden: fünfzehnhundertsiebenundachtzig. Hier opfert man die einfache Erfassbarkeit dem optischen Eindruck eines einheitlichen Schriftbildes. In einer Zeitschrift wird einem so etwas kaum begegnen, es kommt also immer auf die Textsorte an.

Man sollte jedoch vor allem fragen: Was ist sinnvoll?

Selten sinnvoll ist die strikte Anwendung der alten Setzerregel: Zahlen bis zwölf als Wort, darüber in Ziffer. Dann kommen so herrlich unsinnige Sachen heraus wie: "Kinder von zwölf bis 13 Jahren" (so etwas habe ich sogar schon in Zeitungsüberschriften gelesen). Man sollte also sehen, dass Gleiches oder Vergleichbares auch gleich geschrieben wird.

Das ist vor allem dann wichtig, wenn mehrere Zahlen zweier Kategorien jeweils einander zugeordnet werden sollen: zwei Kinder zwischen 3 und 6 Jahren, fünfzehn Kinder zwischen 7 und 12 und dreizehn zwischen 13 und 15 Jahren. Dass die alte Setzerregel hier pures Chaos stiften würde, ist offensichtlich.

Das mit dem einfachen Zuordnen funktioniert natürlich nicht immer, und wenn die Sache zu unübersichtlich wird, sollte man sich fragen, ob nicht eine Tabelle sinnvoll ist. Man vermeidet auf diese Weise aber irreführende Sätze wie:

"Von 19 Ministern des Kabinetts Kohl sind binnen 18 Monaten neun ausgeschieden" (FAZ, zit. nach Wolf Schneider). Der erste Eindruck ist dann nämlich: Von 19 sind 18 ausgeschieden.

Bei der Entscheidung Wort oder Ziffern? hilft auch die Frage: In welcher Form taucht die Zahl tatsächlich auf im wirklichen Leben? 220 Stundenkilometer – das steht so auf dem Tacho. Hausnummer 7 – das ist an der Hauswand zu lesen.

Dies alles sollte innerhalb eines Artikels/Buches möglichst einheitlich gehandhabt werden. Mir ist vor ein paar Tagen beim Korrekturlesen eines schon gedruckten Buches (für die zweite Auflage / 2. Auflage) Folgendes begegnet: Am Anfang des Absatzes ist die Rede von einer "dreiunddreißjährigen Frau", ein paar Zeilen weiter unten wird ihre "23-jährige Schwester" erwähnt. Das geht nicht.

Es grüßt Andreas

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