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bitte schön versus bitteschön

Die feste Wendung »bitte schön« ist in verschiedenen Bedeutungsabstufungen sehr verbreitet, wird aber nach Duden ebenso wie »danke schön« stets getrennt geschrieben. Wir wollten von Dr. Werner Scholze-Stubenrecht erfahren, warum das so ist.

Frage:
Nach Duden wird die Wendung bitte schön getrennt geschrieben, sofern nicht die Substantivierung (das) Bitteschön vorliegt. Jedoch wird »bitteschön« offenbar vielfach auch als Adverb gesehen; so auch im Deutschen Wörterbuch von Brockhaus Wahrig, welches einen eigenen Eintrag für »bitteschön« hat. Und im »Duden – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache« findet sich zu einem anderen Lemma der Beispielsatz: »Was soll denn bitteschön daraus abgeleitet werden?« (taz 2. 7. 90, 14). Wie kommt es zu den abweichenden Auffassungen von Duden und Wahrig? Kann es sein, dass der Wahrig hier fein unterscheidet zwischen Fällen wie dem taz-Zitat und »Ich möchte bitte schön ein Eis haben«?
Julian von Heyl, korrekturen.de

Antwort:
Der Rechtschreibduden verzeichnet »bitte schön« erstmals in seiner 15. Auflage 1961. Die Getrenntschreibung ist darauf zurückzuführen, dass die Höflichkeitsformel »bitte« als Verkürzung von »ich bitte« entstanden ist und dazu das »schön« nur ein selbstständiges Adverb sein kann.

Mittlerweile ist die Verbindung beider Wörter im Schreibgebrauch in bestimmten Zusammenhängen durchaus häufig in Zusammenschreibung zu finden; sie bedeutet dann ungefähr so etwas wie »wenn ich mal fragen darf«. Der Duden ist allerdings eher zögerlich, bei solchen Entwicklungen gleich eine neue Schreibweise zur Norm zu erklären; Wahrig hatte damit wohl weniger Probleme.

Ob wir für die schon erkennbare Bedeutungsdifferenzierung bei Fällen wie »Was soll denn bitteschön daraus abgeleitet werden« in künftigen Auflagen unserer Wörterbücher eine Zusammenschreibung ansetzen werden, wird in der Redaktion zu beraten sein.
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Leiter der Dudenredaktion

Julian von Heyl am 24.03.15
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Kommentare

1  Marco M.

Ach nein, bitte nicht bitteschön.

Es ist mir ganz recht, dass diesmal der Duden zögert. Es wäre mir sogar noch "rechter", würden populäre Wörterbücher nicht rasch das akzeptieren, was allgemein als akzeptabel gilt. Dann brauchten wir kaum Regeln und könnten nach dem Prinzip "Hauptsache, es wird verstanden, was gemeint ist" vorgehen. Ganz so, als entschlösse sich die Mehrheitsmeinung, dass eins und eins drei ergibt, woraufhin dieses in den kommenden Mathematikschulbuchgenerationen nachzulesen wäre.

Ach ja, bitte nicht bitteschön. Sonst schreibe ich ab morgen auch bittesehr.

PS: Das war freilich gestelzt und mit Spaß formuliert, wenn auch nicht ohne Ernst. Und gewiss kann der Duden neue Wörter rasch aufnehmen. Mir geht es mehr um den bedachten Inhalt eines Ausdrucks – über dessen Format und Ästhetik könnte man später streiten.

Geschrieben von Marco M. am 18.05.15 17:23

2  Oliver Schubert

Ich halte die Trennung für nicht sinnvoll, wie im Übrigen auch bei vielen anderen Worten auch nicht. Die Verbindung ergibt einen für sich genommen, eigenen Wortsinn, den eine Trennung (die ja dann beliebig interpretiert werden kann) nie und nimmer haben kann. "Bitteschön" und "Bittesehr" können wie "Schauspieler" oder andere Kunstworte, auch als solche aufgefasst werden. Nicht immer steht die Ratio auf oberster Stelle, sondern auch das Gefühl für die Sprache und die Ästhetik. Ein verbundenes Wort ist als solches unangreifbar und nicht multipel nutzbar - also EINDEUTIG. Das kann nie schaden. Es auszumerzen kommt einer Verarmung unserer Sprache gleich.
Und der ehemalige bayerische Kultusminister hat es erst kürzlich (im August 2015) auf den Punkt gebracht: Er hält die Rechtschreibreform für eine übereilt und nicht komplett, aber in weiten Teilen, unnötige Reform. Eine Reform, wie sich jetzt zeigt, so wie sie eingeführt wurde, nur Verwirrung und Unzufriedenheit gestiftet hat. Die Identität einer Sprache wurde angegriffen, da zuviele Änderungen gleichzeitig gewollt wurden. Neue Worte und Veränderungen entstehen nie Order per Mufti - sondern im System, durch die Menschen, mit den Menschen - siehe nachfolgendes Beispiel! Und, wenn per Erlass, immer in kleinen Dosen. Die Rechtschreibreform hätte in diesem Umfang nicht durchgeführt werden dürfen. Unsere Kultusminister haben in diesem Punkt leider auch nicht den Durchblick gehabt. Danke Herr Zehetmeyer für Ihre Stellungnahme.

Merkelt ruhig so weiter, denn mehr als unserer Sprache herumzuoxydieren schafft ihr sowieso nicht. Ihr Smombys! Mit der Jugend entsteht die neue Sprache, hier ist Kreativität am Bauen: www.jugendwort.de. Nehmt euch ein Beispiel, denn dort werden Worte neu geschaffen, neu zusammengesetzt - und auch zerlegt.

Geschrieben von Oliver Schubert am 18.08.15 11:29

3  Wasert

Ich kann mich Herrn Schubert nur anschließen.

"Bitteschön" bzw "bittesehr" ist eben nicht ein irgendwie zufällig anders gewählter Ausdruck für ein "schönes Bitten", was immer das auch sein soll. Wenn man jemanden um etwas fragt, wie stellt man das an, "schön" darum zu bitten? Vielleicht, indem man den Adressaten schöne Augen macht oder sich vorher festliche Kleidung anlegt...

Zumal es sich beim "Bittesehr" dem vermeintlichen Wortsinn von "Bitte sehr!" entgegengesetzt verhält - das sagt zB. der Kellner, wenn er dem Gast einen Espresso bringt. In dem Zusammenhang gibt es nun weisgott nichts zu bitten und vielmehr keinen Grund, dies in gesteigertem Maße, also "sehr", zu tun.

Ich empfinde die Rechtschreibreform nurmehr als einen Traum über die Schwäbische Alb.

Geschrieben von Wasert am 16.07.17 14:20

4  Veldrin

Kann mich beiden Vorkommentatoren (Wasert und Schubert) nur anschließen. Es hat eben mit Semantik zu tun, aber auch Ästhetik. Eigentlich gibt es nichts hinzuzufügen. Gerade im Geschriebenen Wort ist Semantik nicht zu vernachlässigen.

Geschrieben von Veldrin am 21.04.18 12:00

5  Herbert Kofler

Die 4 Kommentare sind alle richtig - und nichtig.
Es ist müßig, sich über Logik in Orthographie (oder hätten Sie lieber Orthografie?) und Grammatik einer Sprache zu unterhalten. Sehen wir als Beispiele nur auf die "mühsame" Art des Französischen, eine Frage zu formulieren oder auf die "unnötige" Umschreibung einer englischen Verneinung oder Frage. Die deutsche Sprache ist selbst voller Fußangeln und Logik-Verstößen. Mich stört die deutsche Großschreibung unserer Nomina kein bisschen, mich stört auch nicht die ß- oder ss-Schreibung. Ich befürworte sogar die Zuordnung gewisser Fälle zu bestimmten Wörtern (z. B. dank eines Genitivs, obwohl wir einem Dativ danken, was mit "Logik" wohl kaum erklärbar sein dürfte).

Mich stört aber dezidiert eine Formulierung wie "Ende diesen Monats". Lesen Sie Zeitungen? Sehen Sie fern? Hören Sie Radio? Da kommen Formulierungen, die dem "Ende diesen Monats" entsprechen, am laufenden Band. Der Genitiv heißt nun einmal "des Monats" oder "dieses Monats", und es heißt "Mitte dieses Jahres". (Nicht ganz umsonst hat beispielsweise ein von mir sehr geschätzter Schlaumeier geschrieben "Der Dativ ist dem Genitiv sein Feind".)

Es ist durchaus vertretbar, dass in Wörterbüchern Synonyma für Begriffe angeführt werden, die durch eine sprachräumliche Zuordnung ergänzt werden (norddeutsch, süddeutsch/österr.), Hauptsache, wir haben auch eine gemeinsame Sprache. Es ist nicht wesentlich, dass ein Norddeutscher einen Schweizer oder einen Tiroler in dessen jeweiligem Ur-Dialekt versteht, und umgekehrt, aber es ist wichtig, dass im deutschen Sprachraum alle ein gemeinsame Sprache verstehen und sprechen können, und diese gemeinsame Sprache, nennen wir sie meinetwegen deutsche Hochsprache, muss gemeinsame, verbindliche Regeln und Schreibungen haben. Die Auseinanderentwicklung zu unterschiedlichen Idiomen, letztlich zu unterschiedlichen Sprachen widerstrebt mir zutiefst im Inneren.

Es ist mir letztlich gleichgültig, ob es bittesehr und bitteschön geschrieben wird, aber es sollte eine Instanz geben, die erklärt und bestimmt, was Sache ist. Andere Bereiche werden ja auch durch verbindliche Übereinkünfte, Gesetze, Verträge usw. geregelt und definiert. Ich persönlich finde die Erklärung und den Vorschlag von Duden am ansprechendsten und einleuchtendsten und werde weiterhin "bitte sehr" und "bitte schön" schreiben.
Moin Moin

Geschrieben von Herbert Kofler am 01.11.18 09:55

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