Im Duden – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache findet man »(sich) hineinleben« als reflexives Verb im Sinne von »sich (irgendwo; in etwas) einleben«. Doch wie sieht es mit der Wendung »in den Tag hinein leben« im Sinne von »leichtfertig dahinleben« aus? Muss auch dort nicht hineinleben zusammengeschrieben werden? In den Wörterbüchern findet man hierzu widersprüchliche Angaben.
Frage:
Die Wendung »in den Tag hinein leben« ist so geläufig, dass sie im Duden 1 sogar als Substantivierung lexikalisiert ist: »das In-den-Tag-hinein-Leben«. Was die Rechtschreibung angeht, kann man hier aber offenbar geteilter Meinung sein, denn im »Deutschen Wörterbuch« von Brockhaus Wahrig findet sich unter »Tag« der folgende Eintrag: »in den Tag hineinleben 〈fig.〉 sorglos, ohne sich Gedanken um die Zukunft zu machen«. Demzufolge müsste die Substantivierung »In-den-Tag-Hineinleben« lauten. Kann man resümieren, dass beide Schreibweisen – je nach Interpretation oder Betonung – ihre Berechtigung haben, oder gibt es Ihrer Meinung nach Argumente, die eine Bevorzugung einer der beiden Schreibweisen nahelegen?
Julian von Heyl, korrekturen.de
Antwort:
Wie meist in solchen Fällen wird man aus den amtlichen Regeln keine eindeutige Regelung ableiten können.
Wir haben uns für »in den Tag hinein leben« entschieden, weil uns »in den Tag hinein« als eine relativ selbstständige idiomatische Wortgruppe erscheint, die gelegentlich auch mit anderen Verben vorkommt, zum Beispiel »in den Tag hinein träumen« oder »in den Tag hinein wirtschaften«. In allen diesen Fällen würde nach unserer Meinung die Zusammenschreibung mit dem Verb eine so dominierende Betonung auf »hinein« suggerieren, wie sie in der Praxis nicht gegeben ist.
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Leiter der Dudenredaktion