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Duden – Deutsches Universalwörterbuch (2011)

dduw2011.jpgAuch wenn der Band 1 der Duden-Reihe, »Die deutsche Rechtschreibung«, das mit Abstand bekannteste Produkt aus dem Dudenverlag sein dürfte, gebührt die Rolle des Flaggschiffs traditionell einem anderen Duden-Werk, welches sich schon im Titel als ultimatives Nachschlagewerk empfiehlt: dem »Deutschen Universalwörterbuch«. Dies gilt umso mehr, als das verdiente 10-bändige »Große Wörterbuch der deutschen Sprache« in Zeiten von Wikipedia und Co. wohl keine Neuauflage mehr erfahren wird.

Auf 2.112 Seiten umfasst das Duden-Universalwörterbuch in seiner 7. Auflage (März 2011) respektable 500.000 Stichwörter, Bedeutungsangaben und Anwendungsbeispiele, wobei sein großes Plus gegenüber dem Band 1 vor allem die Ausführlichkeit der Erklärungen ist. Über die Rechtschreibung hinaus werden sämtliche Bedeutungen und Bedeutungsnuancen eines Wortes beschrieben und beispielhaft in Satzzusammenhänge eingebettet. So finden sich allein zum Verb gehen fünfzehn mögliche Bedeutungen nebst Unterbedeutungen, angefangen bei »sich in aufrechter Haltung auf den Füßen schrittweise fortbewegen« über »sich machen lassen; möglich sein« bis hin zu »sich in einer bestimmten Fassung, Lage befinden«.

Das DDUW, wie es kurz genannt wird, trägt natürlich der Tatsache Rechnung, dass sich die Bedeutungen von Wörtern verändern und insbesondere neue Bedeutungen hinzukommen. So war das Sommertheater bislang nur definiert als »während der Sommerpause an bestimmten Orten stattfindende Reihe von Theateraufführungen«; hinzu kommt nun die mediale Verwendung des Wortes im übertragenen Sinne: »[politische] Aktivitäten von geringerer Bedeutung, die aber im Sommer wegen mangelnder sonstiger Nachrichten dennoch in die Schlagzeilen kommen«.

An Stichwörtern neu hinzugekommen sind so manche aus den Schlagzeilen der letzten Monate bekannte Komposita, etwa die Aschewolke, die Bankenkrise oder die Schrottimmobilie. Die Aufnahme ausufernder Zusammensetzungen wie Tsunamifrühwarnsystem mag man dabei eher als Hinweis verstehen, dass auch bei längeren Komposita nicht sofort zwanghaft ein Bindestrich gesetzt werden muss. Auch polarisierende Ausdrücke prominenter Zeitgenossen finden sich in der Neuauflage wieder: Das auf den »brutalstmöglichen Aufklärer« Roland Koch zurückgehende brutalstmöglich lässt sich ebenso nachschlagen wie das Kopftuchmädchen von Thilo Sarrazin, eher profan erklärt mit »aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragendes muslimisches Mädchen« und markiert als »umgangssprachlich, meist abwertend«. Schließlich stammt erneut, kaum einen verwundert es, eine Reihe der Neuzugänge aus dem technischen Bereich bzw. aus dem Bereich der neuen Medien: Digital Native, E-Book-Reader, Flashmob, Geocaching, Nutzerdaten, Social Network, Tag-Cloud oder Whiteboard.

Wie bei allen bedeutenden Wörterbüchern üblich, veröffentlicht der Dudenverlag auch das »Deutsche Universalwörterbuch« wahlweise als Buch, als CD-ROM oder als Buch mit beigelegter CD-ROM. Gerade Vielnutzern sei die elektronische Variante, die sich komplett auf Festplatte speichern und in die »Duden-Bibliothek« integrieren lässt, besonders ans Herz gelegt, ermöglicht sie doch einen sehr viel schnelleren Zugriff als die zwar repräsentativere, aber auch etwas unhandliche Buchausgabe.

Duden – Deutsches Universalwörterbuch
Gebunden, 2112 Seiten, 7. Auflage 2011

Bei Amazon (8. Auflage):

Julian von Heyl am 26.03.11
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