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Tohuwabohu – ein charmantes Wort und seine Bedeutung

tohuwabohu.jpgTohuwabohu – das klingt ein bisschen wie ein Begriff aus der Welt der Indianer, oder? Man hört dieses Wort ab und zu, kann aber durch dessen Verwendung auch das ein oder andere ratlose Gesicht hervorrufen. Ich finde es charmant: diese fremdländische Anmutung, diese (notgedrungen) häkelige und hakelige Aussprache.

Ich assoziiere damit die Wirren der Kindheit, figurative Ungeordnetheit, sinnbildliche Unordnung; nicht jede dieser Assoziationen rechtfertigt der Wortursprung. Jedenfalls ist dieses Wort einzigartig, seine Synonyme sind nur stark begrenzt sinnverwandt. Jedenfalls auf der assoziativen Ebene.

Tohuwabohu kommt aus dem Hebräischen (tohû wa bohû: wüst und leer, Wüste und Öde) und steht für: (völliges) Durcheinander, Unordnung, Wirrwarr, Wirrnis, Chaos, Gewirr.

Sprache lebt von Vielfalt und Lebhaftigkeit. Vielleicht vermag es sie ein ganzes Stück bunter zu machen, wenn man sich manches Mal vor Augen ruft, was sie eigentlich für ein gewaltiges Tohuwabohu ist!

Ruwen Schwerin am 11.11.10
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Kommentare

1  forscher

Tohuwabohu stammt aus der aramäischen Bibel Genesis 1,1–5 und beschreibt den Zustand der Erde bevor Gott den Tag und die Nacht, also auch das Licht schuf. Es wanderte über die jiddische Sprache ein und wird mit "die Erde war wüst und leer" übersetzt. Korrekt bedeutet es das die Erde leblos und ohne Ordnung war, was dem damaligem Weltverständnis von Chaos entspricht. Darauf beruht die Vorstellung das Ordnung und Gesetz das gleiche sind, wie man an den 10 Geboten der Israeliten sieht. Älter als die Aramäische Sprache ist natürlich das Altägyptische, das im Zuge der Ägyptischen Eroberung Kanaans durch die 18. Dynastie auch die Sprache und Sitten des Landes beeinflusste. So bezeichnet z.b. auch das Amen eine Bitte an den Ägyptischen Gott Amun und Jahwe entspricht dem ägyptischem Mondgott Jah. Laut der griechischen Mythologie ist Chaos der Urzustand der Welt, den die Achäer mit einer tiefen Bergschlucht auf den Peleponnes assoziierten, wo das Land der Achäer endete und das Gebiet der Korinther begann. Die nordische Mythologie benutzt hier das Wort Ginnungagap, das auch ganz ähnlich in der indischen Rigveda auftaucht. Für den isländischen Autor der Edda war die Urschlucht natürlich jener Grabenbruch der sich zwischen den Kontinentalplatten befindet und die sind in Island besonders beeindruckend. Hier kann man der Plattentektonik regelrecht zuschauen, insbesondere zu der Zeit als die Edda verfasst wurde und mehrere große Vulkanausbrüche mit großen Landschaftsveränderungen in Island einher gingen. Island hatte somit sein eigenes Tohuwabohu.

Geschrieben von forscher am July 4, 2019 9:45 PM

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