Verstehen Sie bei unserer Überschrift nur Bahnhof? Dann haben Sie womöglich noch nicht viel vom Dampfen gehört, wie die Nutzung einer E-Zigarette genannt wird (in Ermangelung eines Verbrennungsvorgangs ist es faktisch falsch, hier von »rauchen« zu sprechen). Tatsächlich bringt die E-Zigarette neue Begrifflichkeiten mit sich, die hier kurz ausgeführt werden sollen.
Wer sich bei »Dampferin« Sorgen macht, dass die Bemühungen um geschlechtergerechte Sprache jetzt auch Schiffe umfassen, kann beruhigt sein: Als »Dampfer« bezeichnet man nicht nur Dampfschiffe, sondern eben auch Konsumenten von E-Zigaretten: der Dampfer, die Dampferin. Sofern man hier gendern möchte, wäre allenfalls zu überlegen, im Plural statt von Dampfern und Dampferinnen von Dampfenden zu sprechen – wobei sich wie bei analog gebildeten substantivierten Partizipien das Problem der Abgrenzung zwischen denen, die etwas grundsätzlich tun, und denen, die dieses im Augenblick tun, stellt: Ein rücksichtsvoller Dampfer wird im Restaurant sicher kein Dampfender sein.
Das Verb dampfen gibt es natürlich schon im Duden; es ist dort definiert mit »Dampf entwickeln, bilden, von sich geben«. Hinzu kommt nun der transitive Gebrauch, also die mögliche Bildung mit einem Akkusativobjekt: etwas / eine Sache dampfen.
Aber warum heißt die E-Zigarette eigentlich E-Zigarette und nicht Dampfe oder Dampfgerät? Die Bezeichnung geht direkt auf den chinesischen Erfinder Hon Lik zurück. Dieser ließ sich sein Patent als »electronic atomization cigarette« eintragen, was schnell zu »electronic cigarette« und dann zu »e-cigarette« verkürzt wurde. Ausführlicher ist dies im Magazin Liquid News nachzulesen.
Tatsächlich aber haben moderne Geräte mit einer Tabakzigarette praktisch nichts mehr gemein – ausgenommen technisch einfache Geräte, die auch Cigalikes genannt werden, ein Kofferwort aus »cigarette« und »lookalike«. Für die Begriffsfindung erschwerend kommt der grundsätzlich modulare Aufbau der Geräte hinzu: Die Stromquelle und Steuerelektronik, auch Akkuträger oder Box Mod genannt, kann von einem völlig anderen Hersteller sein als der eigentliche Verdampfer. Vergleichbar ist das mit der Schwammigkeit beim Begriff Computer, bei dem je nach Sichtweise die gesamte Einheit mit Monitor, Maus und Tastatur oder aber nur das Kerngerät so genannt wird.
Ob sich nun der Begriff E-Zigarette halten wird oder durch passendere Begriffe wie Dampfe oder Dampfgerät ersetzt wird, entscheidet der Sprachgebrauch. Bei neuen Technologien, die Merkmale dessen, was sie ablösen, tragen, ist es nicht selten, dass sich die Bezeichnung nur für eine Übergangsphase am Althergebrachten anlehnt: Man denke an die »Motorkutsche«, wie die ersten Autos genannt wurden.
PS:
Da hier nur sprachliche Aspekte berührt werden, geht es an dieser Stelle nicht um Schaden oder Nutzen durch die E-Zigarette. Wer sich dafür interessiert, findet in der Wikipedia umfassende und objektive Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrische_Zigarette