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Re: in groß und klein
Autor:Zuckerschnecke
Datum: Mi, 13.11.2019, 19:42
Antwort auf: Re: in groß und klein (Julian von Heyl)

Hallo Julian,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich möchte auf ein paar Dinge eingehen.

> Die Flamme wird auf klein gestellt,
> aber die Ampel springt auf Rot?

Die unterschiedliche Behandlung dieser beiden Fälle ist nachvollziehbar und wird in E2 des § 58 angesprochen. »Rot« gehört (wie auch andere Farben) zu den »Substantivierungen, die auch ohne Präposition üblich sind«. Beispiele für den Gebrauch ohne Präposition werden an dieser Stelle nicht genannt, lassen sich aber leicht konstruieren: »Nimm vor allem viel Rot, sie hasst Rot, denn Rot ist die Farbe der …« Wir können sogar einen Genitiv davon – wohlgemerkt: vom nicht deklinierten, substantivierten Adjektiv! – bilden: »die Schattierungen des Rots«.

Eine Substantivierung des nicht flektierten (!) Adjektivs »klein« existiert aber gar nicht. Selbst wenn jemand einen Artikel davorsetzte, würde die Großschreibung zwar womöglich regelkonform, die Aussage aber vermutlich (also ohne ganz spezielle, insbesondere metasprachliche Kontexte) völlig sinnlos sein. Fraglich ist nur, warum Duden später trotzdem das Beispiel »dasselbe in Klein« notiert.

> Im von dir verlinkten Duden-Artikel will einem
> auch nicht ganz einleuchten, warum Partizipien
> nicht mit "in" angeschlossen werden dürfen

In der Tat möchte einem das nicht einleuchten. Aber eben nicht nur das nicht! Hier übrigens ein nicht sehr ungrammatisch scheinendes Beispiel dafür:

http://www.zeno.org/Meyers-1905/B/Textilindustrie

Meyers Großes Konversations-Lexikon
Geschichte der Textilindustrie.

Die Großindustrie liefert mit ihrem Maschinenbetrieb die Leinenstoffe in glatt und gemustert viel billiger.

Die fakultative Großschreibung im Beispiel der Fragestellung kann ich natürlich angesichts des tatsächlichen Schreibgebrauchs auch nicht auszuschließen. Ich möchte auch keinesfalls irgendjemandem vorschreiben, wie er zu schreiben hat. Aber wenn E. L. hier schon fragt, könnten doch diejenigen, die für Großschreibung plädieren – oder sie auch nur für eine begründete Möglichkeit halten – und nach denen sich ja womöglich verunsicherte Schreiber auch richten, wenigstens einmal sagen, worin sie überhaupt einen Anlass/ein Kriterium für die Substantivierung sehen. Das tut nämlich (auf den hier diskutierten Fall »Präpostion + nicht dekliniertes Adjektiv ohne Artikel« bezogen!) weder die amtliche Regelung noch der Duden. Kannst Du sagen, warum Du eine Substantivierung annimmst bzw. für möglich hältst?

Und gilt Deine Anschauung eigentlich nur für einfache Adjektive oder womöglich auch für gesteigerte? Sind die folgenden Beispiele korrekt? Könnten hier auch substantivierte Adjektive stehen?

Die Zeit (Online-Ausgabe), 20.02.2014
Das Museum Wiesbaden zeigt bis zum 27. April Zeniuk in sehr groß, etwa eine Arbeit für den Botanischen Garten München.

Der Spiegel, 19.05.2018
Fischer: Es ist nicht so, dass sich da eine Konstellation Irak 2.0 in sehr viel größer aufbaut.

Die ZEIT, 13.07.2017
Auf einmal ist Erfurt romantisch wie Speyer, aber in hip und in vielfältig und in viel größer.

die tageszeitung, 31.01.2009
Es ging um schlichtes Ergriffenwerden, um multidimensionale Effekthascherei durch Lichtspiel und Klangkunst, um das Wunderkerzengefühl in viel größer.

Der Spiegel, 13.12.2004
Chihuahuas sind niedliche Schoßhündchen, es gibt sie in klein und in sehr klein.

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in groß und klein
E.L. -- Dienstag, 12.11.2019, 13:48
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Zuckerschnecke -- Dienstag, 12.11.2019, 16:11
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E.L. -- Dienstag, 12.11.2019, 16:29
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Zuckerschnecke -- Dienstag, 12.11.2019, 17:05
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Julian von Heyl -- Dienstag, 12.11.2019, 17:14
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Zuckerschnecke -- Dienstag, 12.11.2019, 23:10
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Julian von Heyl -- Mittwoch, 13.11.2019, 00:31
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Zuckerschnecke -- Mittwoch, 13.11.2019, 19:42
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Kai -- Mittwoch, 13.11.2019, 23:09
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Zuckerschnecke -- Mittwoch, 13.11.2019, 23:22