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Re: Liste von Schreibweisen
Autor:Birgitta
Datum: Sa, 09.02.2002, 14:19

Die bibliographischen Institute, die von ihrer Arbeit leben können möchten haben in Reformzeiten verschiedene Regelwerke erarbeitet.
Weil die Mitwirkenden alle aus den 'Fachschmieden' kommen, sprich sich z.B. mittels linguistischen Studien und Ausbildungen auf ihre Arbeit, den Turm von Babylon nicht im Nebel zu rammen sondern auch im sprachlichen Miteinander sich nicht gegenseitig auszubremsen, vorbereitet haben, sind - soweit ich es bis jetzt erkennen konnte - bisher in drei Strömungen konvertiert: Es gibt die
- Dudengruppe: neues Regelwerk anzufinden und per Dekret bis jetzt verbindlich bei Behörden und Schulen,
- Linguistisches Institut Mannheim = z.B. FAZ-Gruppe: wir schreiben alle wieder nach den altbekannten Regeln, evt. kleinere Neuerungen, die teilweise auch mit denen der Klett-Gruppe übereinstimmen können.
- Klett-Gruppe: Neue (Duden-)-Regeln, aber alte 'in Fleisch und Blut übergegangene' und unschöne Neuerungen werden anders gelöst.
Die Quellen habe ich genannt weil man dort Regelwerke entwickelt und zur Verfügung gestellt hat.
Die Publikationsorgane haben nicht in allen Bereichen gemeinsam vereinheitlicht was in Schulen eh wieder anders beigebracht wird.
Weiter erscheint es mir, das der Aspekt 'kreolischer Sprachentwicklung' nicht ganz, den Realitäten entsprechend, berücksichtigt wurde um eine wirkliche Erleichterung, sprich langfristiger tragfähige Säule für die Reform wahren oder realisieren zu können.
Sprache lebt ja auch, das kommt hinzu.
Dann ist es eben auch schade, wenn kompliziert hin und her gedacht werden muss beim Schreiben, wie es im Sonderfall soundso nun diesmal zu geschehen hat - anstelle sich auf den Inhalt und dessen Verständnis und saubere Übermittlung konzentrieren zu können, die Form der Worthülsen mal in der Prioritäts-Rangliste als danach kommend erkannt.
Die Verlage haben versucht, da einen vermittelnden Ausgleich zu schaffen, als Erleichterung im Übergangsstadium auch.
Bzw. auf den altbewährten Strukturen aufzubauen, denn es verwirrt:
- vor der Reform und unterschiedlich gedruckte Bücher erscheinen antiquarisch oder verwischen gerade Gelerntes hierzu, wegen ehemals richtiger, nun falsch empfundener Schreibweisen.
Hinzu kommende Abweichungen von weiteren Reformern werden in regelmäßig bis täglich publizierten Ausgaben vor die Augen gebracht, und Schüler z.B. haben nicht mehr die Möglichkeit, sich z.B. auch durch Zeitungslektüre (einst einheitlich mit Schulregeln korrigierte, verläßliche Quelle für eine bessere Deutsch-Note) zu schulen.
So erscheint mir dies jedenfalls, und im Vergleich zu anderen Sprachen, die auch ähnliche 'Schwestern' haben (zB.: Portugiesisch/brasilianisches Portugiesisch-sprich_ Muttersprache zuhause/Muttersprache wird lokal 'verpflanzt' zu einer Variante_ und auch hier wurde reformiert in beiden Sprachzentren: nämlich straffend und übersichtlicher in der grammatischen und orthographischen Struktur.
Also verwandte Strukturen berücksichtigt, erkennt man die typische Eigenart besser, aber erleichtert man auch die gemeinsamen Faktoren und gewachsene Strukturen die einfach funktionieren müssen nicht umgemodelt werden.
Sonst bremsen wir uns aus oder lassen uns an der falschen Stelle ausbremsen mit unserer Sprachfamilie.
Das sind hier nur meine zu (elektronischem) Papier gebrachten Erfahrungen, aber sie haben (nach meiner Beobachtung nicht nur bei mir) auch existentiell weitreichende Konsequenzen. Tja, nicht nur Papier ist geduldig, wir müssen es auch sein - oder klären das mal richtig, im Interesse auch der Chancen und Noten der Kinder und kommenden Generationen - in dem Rahmen wie es zu jeweils gegebener Zeit überhaupt möglich ist. Das ist auch ein Themenbereich, da reicht es nicht im europäischen Sprachraum allein Grundlagen und -strukturen zu erkennen. Und auch zeitliche Strukturtypen können teilweise besser berücksichtigt werden, wie sich Sprache (wahrscheinlich!) entwickelt.
Das aber wieder einheitlich gehandelt wird ist wohl wichtig innerhalb einer regional administrierten Bündnisgruppe (es gibt ja auch zu berücksichtigen, das gleichsprachige Länder innerhalb Europas, mit eigenen Entwicklungen der Sprache und eigenen Administrationen schon abweichende Regeln in ihrer Region erkennen - es ist schon hilfreich, wenn diese in ihrer Eigenart erkannt werden können und nicht noch verwirrender erscheint, wenn etwas aus diesem Sprachraum gelesen oder für diesen geschrieben wird).

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