Schreibvarianten gibt es nicht erst seit der Rechtschreibreform; schon immer gab es Wörter, für die sich mehrere Schreibweisen gleichberechtigt etabliert haben. So ist auch in der Frage, ob es anderorts, andernorts oder anderenorts heißt, zunächst einmal Entwarnung zu geben: Als richtig gelten alle drei Varianten.
Das unscheinbare Adverb, welches laut Duden dem gehobenen Deutsch zuzurechnen ist, bedeutet unschwer erkennbar so viel wie »an einem anderen Ort«, »an anderer Stelle«, »woanders«, oft mit einer Betonung auf »nicht hier«: Ich kann auch andernorts mein Geld verdienen!
Die älteste Form ist hierbei anderorts; in ihr steckt noch das heute alleinstehend nicht mehr vorkommende »ander« im Sinne von »der Zweite«, was uns auch in »anderthalb« (eigentlich: das zweite Halbe) oder in »anderweitig« begegnet. Die verdeutlichende Variante anderenorts lässt noch gut den Genitiv Singular »anderen Orts« erkennen. Die dritte Schreibweise, andernorts, ist wiederum eine sprachökonomisch verkürzte Form von anderenorts – ähnlich wie andrerseits zu andererseits.
Doch welche Form sollte man nun verwenden? Die im schriftlichen Deutsch überwiegend verwendete Variante und daher auch vom Duden empfohlene Form ist andernorts. Doch letztlich bleibt es dem persönlichen Geschmack überlassen, denn falsch ist – wie schon gesagt – keine der drei Formen.