Nicht jede Schreibvariante ist ein Kind der Rechtschreibreform. Oftmals begründen sich abweichende Schreibweisen ein und desselben Wortes auch aus unterschiedlichen Entwicklungen oder Herleitungen. Dies ist auch bei Spontaneität versus Spontanität der Fall.
Während das Adjektiv spontan direkt aus dem Lateinischen entlehnt wurde – lat. spontaneus = »freiwillig, frei«; zu lat. spons (spontis) = »freier Wille, Trieb, Willkür« –, handelt es sich beim Substantiv Spontaneität um eine Übernahme der französischen Substantivierung spontanéité zu spontané. Wie im Französischen wurde das Wort im Deutschen anfangs – vor allem im philosophischen Diskurs – auch im Sinne von »Selbstbestimmung; freie Willensäußerung« gebraucht. Später kam die Bedeutung »Bereitschaft zum impulsiven, flexiblen Handeln« hinzu.
Bei der – selteneren und jüngeren – Schreibvariante Spontanität handelt es sich hingegen um eine regulär mit dem Suffix -ität gebildete Substantivierung zu »spontan«. Eine ganz ähnliche Entwicklung hat auch zu den Varianten Simultaneität versus Simultanität geführt.
Ob man sich nun für »Spontaneität« oder für »Spontanität« entscheidet, orthografisch ist man stets auf der richtigen Seite. Für die Schreibweise mit e mag sprechen, dass sie die ältere Form des Wortes ist.
1 Karin
Gibt es eine "ursprünglichere Form"? Also, kann man "ursprünglich" steigern?
2 Julian von Heyl
@Karin
Du hast recht, so ganz sauber klingt "die ursprünglichere Form" nicht. Ich habe es geändert in "die ältere Form". Danke für deinen Hinweis!
3 Liane
Für mich war immer Spontaneität richtig, ich las es unlängst aber vermehrt ohne e, was mich veranlasste,nachzuprüfen.
4 Holger
Hallo Herr von Heyl,
weitere Hinweise bei 'sterne.de'
http://www.stern.de/noch-fragen/warum-heisst-es-spontaneitaet-und-nicht-spontanitaet-1000540331.html
5 Noah
Ich habe in einer Klausur Spontanität gschrieben und dies als Fehler angestrichen bekommen, ist das gerechtfertigt?
6 Julian von Heyl
@Noah
»Spontanität« ist, wie auch im Artikel steht, völlig korrekt. Die Schreibweise darf daher nicht als Fehler angestrichen werden.
7 Jonas Richter
Ich bin der Meinung, dass Spontanität die bessere Schreibweise ist! Warum? Ganz einfach: Das E ist stumm und verwirrt Leute, welche z.B. noch recht jung si
oder fremd sind und daher gerade erst die deutsche Sprache lernen. Durch die verwirrende alte Schreibweise könnte man denken, es hieße "SpontanEität" oder gar "SpontanEItät". Da für die alte Schreibweise nur ihr Alter an sich spricht ist die neue die bessere! :)
8 Josef
@Jonas Richter
Das E ist nicht(!) stumm.
9 Bruno
Die „alte“ Schreibweise habe ich als alter Mensch natürlich verinnerlicht. Streng genommen müsste auf das „e“ sogar ein Trema kommen. Aber ich wäre als Deutschlehrer einem Schüler nicht böse, wenn er das e unter den Tisch fallen ließe! Ein jeder wie er mag: eine wunderbare Idee von der Duden Redaktion ist die Kann-Vorschrift!
10 Anni Habermos
@Julian von Heyl:
„Eine ganz ähnliche Parallelität der Entwicklungen hat übrigens auch zu den Varianten Simultaneität versus Simultanität geführt.“
Hat tatsächlich „[e]ine […] ähnliche Parallelität der Entwicklungen“ oder doch eher eine ähnliche Entwicklung – es existiert eine Parallelität der Entwicklungen – zu den Varianten Simultaneität versus Simultanität geführt?
@Bruno:
„Streng genommen müsste auf das ‚e‘ sogar ein Trema kommen.“
Ist das (zur Abgrenzung von einem Diphthong) wirklich nötig? Warum schreibt der Duden denn dann kein Trema vor?
11 Julian von Heyl
@Anni Habermos
Vielen Dank für den Hinweis, ich habe die »ähnliche Parallelität der Entwicklungen« im Artikel jetzt geändert in »ähnliche Entwicklung«. Manchmal gehen einem beim Schreiben die weißen Schimmel durch.
12 Anni Habermos
@Julian von Heyl:
Vielen Dank für Ihre zeitnahe Antwort. :-)
13 Gedankenzwerg
Dem Zweck unserer Worte wird dasselbe Schicksal ereilen, wie es derzeit unsere Insekten so klaglos hinnehmen sollen. Das Gegenteil von umstrittener Rechtschreibung und Rhetorik ist, unseren Erwachsenen in spe den Wortsinn für alles Beschreibbare zu verinnerlichen - halt so, wie sie es dann für alle Zeit verstehen sollen - dass man nichts klaglos akzeptieren muss, was nicht seinem Sinn und Zweck widerspricht.
14 Rolf Meinken
Das musste ja wohl „Den Zweck …..ereilen“ heißen.
15 Dr. No
Sehr ggehrter Herr Richter,
vielen Dank für Ihre "spontane" (-> Kant ;-))
Einschätzung.
Was wären Laer, Coesfeld, Raesfeld, ohne e, - eine Umlautfalle - oder durch unzulänglichen h-Erstazz ersäätzzt
Ich möchte nich ins Detei gehn
unschmiermirn Brot mit bresso - köönntteeenn Leute besser fersteen wie BRESSSOTT ^
eine kommmmprimmmmirte Musikdatei auf MP3
Verständnsfrage:. "bessere Schreibweise" ~ "weniger optimal"
Oder: Korrekt gehteg nicht / anerkenne chnciht u/o fehlen/t mier Kenntnis, Wissen, Erfahrung, Mumm, äh Mumm - Proost
Aber ich frade mich : Was machte viele Stätten Westfalens ohne das wästfälische Dehnungs-"e" - Laer wie Leer, Coesfeld w