Aus dem "Protokoll des gleichnamigen Vortrags von Peter Eisenberg am 12.12.2007 an der Leibniz Universität Hannover."
"Das Todesurteil über die Sprache als einem lebendigen Phänomen wird endgültig gefällt, sobald seitens unermüdlicher Sprachpuristen die Etymologie ins Feld geführt wird. So führt der eingangs erwähnte Publizist gegen den (vermeintlichen) Anglizismus "es macht keinen Sinn" ins Feld, das Verb "machen" könne nur mit Konkreta gebraucht werden, da es von einer germanischen Wurzel mit der Bedeutung "kneten" abstamme, und Sinn könne man nicht kneten. Allerdings sei, so Eisenberg, die Verwendung von "machen" mit Abstrakta bereits im Wörterbuch von Grimm belegt, so z.B. "das macht Freude". Ob es sich bei "es macht keinen Sinn" tatsächlich eine aus dem Englischen übernommene Lehnprägung handele, bleibe so lange eine unbeweisbare Behauptung wie das „Deutsche Textarchiv" als elektronisch erfasstes Nationalkorpus für das Deutsche (rückläufig vom 20. bis ins 16. Jahrhundert) noch nicht fertig gestellt sei, welches Aufschluss über Erstbelege liefern könne. Für einen vergleichbaren Stein des Anstoßes, nämlich "etwas erinnern" (engl. "to remember something") statt "sich an etwas erinnern" hingegen gebe es einen sehr frühen Beleg dafür, dass die Puristen den herrschenden Sprachgebrauch zu Unrecht einer übertriebenen Anglophilie bezichtigen: die erstgenannte Form sei bereits in der Lutherbibel belegt. Trügerisch sind solche Übernahmebehauptungen – sei es auf syntaktischer, sei es auf lexikalischer Ebene – allemal: so ist "Plaste" als Fachterminus aus der Chemie bereits in den 20er Jahren in Verwendung gewesen und hat sich nicht erst nach dem Zusammenbruch der DDR als Teil ihrer sprachlichen Erbmasse Eingang in den gesamtdeutschen Sprachgebrauch gefunden."
Im Prinzip ist das die Kernaussage meines Beitrages. Peter Eisenberg hat es auf den Punkt gebracht. Zu behaupten, etwas sei aus einer anderen Sprache übernommen worden, weil es augenscheinlich so einfach und wörtlich übersetzt werden kann , ist trügerisch und (noch) nicht beweisbar. Und übereilt ist es allemal. Vor allem, weil es nicht belegt wird.
Und zu versuchen, die belegbaren Gegenbeispiele (Luther, Lessing, Goethe) durch persönliche Interpretation weg zu argumentieren, ist der Sache nicht förderlich.