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> Die Idee, dass ein vorangestelltes „statt“ keine Konjunktion
> sein könnte (nur weil man statt „statt“ „und nicht“ sagen kann),
> ist abwegig.

Hallo Pumene,

die zwischen uns diskutierte Problematik wird immerhin auch im »Handbuch der deutschen Konnektoren I« ausführlich diskutiert, wo die Autoren (Eroms, Stickel und Zifonun) dazu unter anderem Folgendes sagen (S. 661):

Koordinative Verknüpfungen zeigen jedoch sehr viel restriktivere Stellungseigenschaften als die statt-Konstruktionen: Ein Konjunktor kann nie wie statt mit dem ihm unmittelbar folgenden internen Konnekt vor seinem anderen, dem externen Konnekt stehen […], sondern das auf einen Konjunktor folgende Konnekt kann nur nach dem anderen Konnekt stehen.

Zu Erläuterung (natürlich nicht für Dich, sondern nur für sonstige, beiläufig Interessierte): Mit »Konjunktoren« werden dort [koordinierende!] Konjunktionen bezeichnet, mit »internem Konnekt« wird die in die Konjunktionalphrase eingebettete Phrase bezeichnet, also die Phrase, die unmittelbar nach »statt« folgt, und mit »externem/anderem Konnekt« wird die Bezugsphrase der Konjunktionalphrase bezeichnet.

In der hier von mir meist benutzten Terminologie steht dort also, dass eine durch eine [koordinierende] Konjunktion eingeleitete Phrase nie vor ihrer Bezugsphrase stehen kann – und so natürlich auch nie allein im Vorfeld, wie ich das in diesem Thread explizit geäußert und an mehreren Beispielen verdeutlicht habe.

Obwohl das so ist, wird im genannten Handbuch allerdings nicht die statt-Konstruktion verworfen, was ich in diesem Thread unvorsichtigerweise tat, sondern »statt« lediglich nicht als Konjunktor – also explizit nicht als [koordinierende] Konjunktion! – klassifiziert (S. 666):

Damit kann »statt« nur als syntaktischer Einzelgänger beschrieben werden, dessen idiosynkratische Eigenschaften im Lexikon festzuhalten sind.

Lediglich im Konjunktiv wird im Folgenden eingeräumt (S. 666):

[…] statt könnte mit noch stärkeren Restriktionen als sowie und sowohl als auch als randständiger Konjunktor […] klassifiziert werden.

Was aber die Autoren – schon an der Kapitelgliederung ersichtlich – tatsächlich nicht getan haben! Unter diesen Umständen scheint es mir jedoch zumindest annehmbar, dass sowohl die Dudengrammatik als auch die einschlägige Ratgeberliteratur »statt« dennoch als Konjunktion bezeichnet. Unverzeihlich hingegen ist, dass weder in dieser noch in jener diese Stellungsbesonderheit der Konjunktion »statt« thematisiert wird.

Mir bleibt aber auch unklar, ob etwa das ziemlich einsame Beispiel in der Dudengrammatik »Statt den roten Knopf drückte er den gelben« bewusst gewählt wurde und ob ein Beispiel mit Voranstellung bei dem sehr ähnlichen Wort »außer« bewusst nicht gewählt wurde, denn zu dieser Stellungsproblematik wird ja dort ohnehin gar nichts gesagt. Ich war aber durchaus überrascht, dass im oben zitierten Handbuch die Voranstellung von »außer« – welches dort ebenfalls nicht als Konjunktor klassifiziert und ebenfalls als »Einzelgänger« eingeordnet wird – ohne eine Diskussion als ungrammatisch angesehen wird (S. 603):

*Außer den Förster habe ich niemanden getroffen.

Im aktuellen Sprachgebrauch ist diese Konstruktion durchaus anzutreffen, und zwar auch in dem aktuellen (2020) Sprachratgeber »Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen und wie man sie vermeidet« von Klaus Mackowiak (u. a. DUDEN-Sprachberater, der diese Voranstellung wohlgemerkt nicht zu den 101 häufigsten Fehlern zählt!):

Außer einen schemenhaften Umriss konnten die Höhlenforscher nichts erkennen. […] Die Präposition mit Dativ wäre natürlich […] auch möglich.

Mein Eindruck ist also nach wie vor, dass die Lage unübersichtlich ist.

Sportliche Grüße
Zuckerschnecke