Auch die Fachliteratur hilft nicht mehr weiter? Wir haben nachgefragt und kompetente Antwort erhalten: Die Dudenredaktion klärt für uns grammatische und orthografische Zweifelsfälle der deutschen Sprache. Unser Tipp: Schnelle Telefonauskunft erhalten Sie bei der Duden-Sprachberatung.
Frage
Mit der Endung
Aus der Reihe scheint mir hier der Ausdruck »jagdbar« zu tanzen, mit dem ausgedrückt wird, dass ein Tier grundsätzlich gejagt werden kann oder darf. Entgegen der Erwartung wird hier anscheinend die Endung
Frage:
»Der eingebildete Kranke« ist bekanntlich der Titel eines Theaterstücks von Molière. Die Wendung wird aber auch häufig als Umschreibung für Hypochonder genutzt und findet sich an dieser Stelle auch in den Dudenwerken. Gelegentlich wird nun eingewendet, dass diese deutsche Übersetzung von »Le Malade imaginaire« grammatisch fehlerhaft sei; schließlich sei der Kranke nicht eingebildet (weder im Sinne von arrogant noch in dem Sinne, dass er nur in der Einbildung anderer bestehe), sondern er bilde sich seine Krankheit ein. Entsprechend müsse es eigentlich »der eingebildet Kranke« heißen, schließlich spreche man auch vom »frisch Verliebten« und nicht vom »frischen Verliebten«. Wie sieht die Dudenredaktion das?
Julian von Heyl, korrekturen.de
Nicht immer können wir unsere Gefühle gut verbergen, was sich auch in einem Erröten der Gesichtshaut manifestieren kann. Während im Englischen je nach Anlass kurz und knackig zwischen Flush (Erröten aufgrund von Ärger oder Wut) und Blush (Erröten aufgrund von Verlegenheit oder Scham) unterschieden wird, kennen wir im Deutschen die Zornesröte und die … nun ja, Schamröte oder Schamesröte?
Es gibt Wörter, über die liest man so hinweg, bis man dann doch einmal stutzt und sich fragt: Gibt es das Wort überhaupt? So ging es uns neulich auch mit »unbelassen«, einem Wort, das man immer mal wieder liest, nach dem man aber im Duden vergeblich sucht. Unsere Überschrift spiegelt exemplarisch zwei gängige Verwendungsweisen dieses Wortes wider.
Nach C. G. Jung bezeichnet man in der Psychologie mit Introversion eine nach innen gewandte, zurückhaltende Grundhaltung. Das Gegenteil, die Konzentration auf die Außenwelt, nennt man Extraversion. Oder doch »Extroversion«?
Zahlwörter schreibt man in der Regel klein. Hingegen werden Zahlwörter großgeschrieben, wenn sie substantiviert für etwas anderes stehen: Die Sechs kann ebenso die Straßenbahnlinie 6 wie die Note 6 bezeichnen. Zu hierzu auftretenden Zweifelsfällen fragten wir beim Duden nach.
Einschübe trennt man vom restlichen Satz ab – durch Klammern, Gedankenstriche oder zwei Kommata. Doch nicht immer ist auf den ersten Blick ersichtlich, ob es sich überhaupt um einen Einschub handelt. Um einen solchen Fall geht es diesmal in »Nachgefragt«.
Die feste Wendung »bitte schön« ist in verschiedenen Bedeutungsabstufungen sehr verbreitet, wird aber nach Duden ebenso wie »danke schön« stets getrennt geschrieben. Wir wollten von Dr. Werner Scholze-Stubenrecht erfahren, warum das so ist.
Folgt auf ein Substantiv ein direkt darauf bezogener Ausdruck, so nennt man diesen eine Apposition. Dass der grammatisch richtige Umgang mit solchen Appositionen mitunter gar nicht so einfach ist, zeigt unsere neueste »Nachgefragt«-Knobelei eindrücklich.
Der Begriff »antörnen« kann auf erotische Reize oder berauschende Mittel bezogen werden, wird aber gerne auch für alles Mögliche verwendet, was einen in Hochstimmung versetzt oder Objekt der Begierde ist: »Das neue Smartphone törnt mich ganz schön an!« Ähnlich sieht es mit dem Gegenteil »abtörnen« aus, das auch häufig als Partizip »abgetörnt« Verwendung findet.
Die Änderungen der Rechtschreibreform brachten neben den vieldiskutierten Getrenntschreibungen auch einige nunmehr zusammenzuschreibende Verbverbindungen, so auch »irrewerden«. Über die Abgrenzung zwischen übertragener und konkreter Bedeutung scheinen sich die Wörterbücher allerdings nicht so ganz einig zu sein.
Ist etwas Jahrhunderte alt oder jahrhundertealt? Hier ist die Zusammenschreibung üblich, wenn keine nähere Bestimmung vorhanden ist. Aber muss man in solchen Fällen zusammen- und kleinschreiben, oder sind beide Möglichkeiten richtig?
Viele getrennt geschriebene Verbverbindungen können im Partizip II zusammengeschrieben werden, wenn dieses als Adjektiv verwendet wird: das selbst gebackene / selbstgebackene Brot; aber nur: Ich habe das Brot selbst gebacken. Anders sieht es aus, wenn die Verbverbindung bereits im Infinitiv wahlweise zusammengeschrieben werden kann. Im Falle von »Sie hat ihr Haar blond gefärbt / blondgefärbt« richtet sich die Schreibweise danach, ob man »blond färben« oder »blondfärben« zugrunde legt.
Während die Adverbien »nichtsdestoweniger« und »nichtsdestominder« als standardsprachlich gelten, wird »nichtsdestotrotz« auch heute noch als umgangssprachliche Mischbildung aus »nichtsdestoweniger« und »trotzdem« angesehen. Aber wie begründet sich eigentlich die Zusammenschreibung in diesen Fällen?
Fokussiert man etwas oder fokussiert man sich auf etwas? Kann man sich denn überhaupt selbst fokussieren? Wir bringen Licht in die Anwendung des Ausdrucks »fokussieren«.
Neben Substantiven wie »Ferien« oder »Leute«, die nur im Plural vorkommen, gibt es im Deutschen auch solche ohne Pluralform: »Ruhe« oder »Überfluss«. Auch das »Publikum« scheint es in der Mehrzahl nicht zu geben – oder doch?
Einige Verben werden mit Genitivobjekt verbunden: »sich eines Beispiels bedienen«, »der Opfer gedenken«. Speziell im Plural kann es dabei durchaus tückisch werden, wenn weder Artikel noch Attribut vorhanden sind …
Sucht man im Duden nach dem passenden Adjektiv zu Aphrodisiakum, wird man nur begrenzt fündig: Verzeichnet ist nur »aphrodisisch«, während man das ungleich häufiger vorkommende »aphrodisierend« vergeblich sucht. Wir fragten beim Duden nach, was es damit auf sich hat.
Speziell aus der Facebook-Welt verbreitet sich der Anglizismus »liken« auch im deutschen Netzjargon, wobei das Wort im engeren Sinn auf die »Gefällt mir«-Funktion der Plattform bezogen wird, im weiteren Sinn die Bedeutung »gut finden« hat.
Ko… hat die Bedeutung »zusammen; mit« und steht als Vorsilbe vor Begriffen wie Koautor. Aber kann man nicht genauso gut Coautor schreiben?
Ist der 6er BMW ein 2012er-Modell oder ist der 6er-BMW ein 2012er Modell? Nicht immer lässt sich eindeutig entscheiden, ob man es mit einer Wortgruppe ohne Bindestrich oder einem Kompositum mit Bindestrich zu tun hat.
Im Duden – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache findet man »(sich) hineinleben« als reflexives Verb im Sinne von »sich (irgendwo; in etwas) einleben«. Doch wie sieht es mit der Wendung »in den Tag hinein leben« im Sinne von »leichtfertig dahinleben« aus? Muss auch dort nicht hineinleben zusammengeschrieben werden? In den Wörterbüchern findet man hierzu widersprüchliche Angaben.
Nicht immer ist die Trennlinie, ob ein Wort der Standard- oder der Umgangssprache zuzuordnen ist, klar zu ziehen. Im Falle von selbst oder selber findet man oft unterschiedslos beide Varianten des Pronomens. Grund genug, einmal nachzufragen, wie es um die Umgangssprachlichkeit von selber mittlerweile bestellt ist.
Speziell dem eher alltäglichen Sprachgebrauch sind manche Adverbien zuzuordnen, die de facto nur in bestimmten Wendungen vorkommen. Hierzu gehört auch »dahinterher«, was in exakt dieser Schreibung im Duden steht. Aber sind hier nicht auch andere Schreibweisen denkbar?
Das Kürzel o. k. alias okay kann sehr vielseitig als Adverb oder in Großschreibung auch als Substantiv eingesetzt werden: Zu etwas sein Okay geben ist eben griffiger als sein Einverständnis geben. Mehr Griffigkeit fordert die Sprachgemeinschaft offenbar auch von der Kurzform: Gegenüber dem simplen ok tritt die Duden-Schreibweise
Je nach Bedeutung unterscheidet man im Deutschen zwischen der Pack und das Pack: Während die maskuline Form der Pack kurz etwas Gepacktes, ein Bündel bzw. eine Verpackungseinheit aus mehreren Elementen bezeichnet, handelt es sich bei das Pack um eine grob herabsetzende Bezeichnung für eine Personengruppe im Sinne von »Pöbel; Gesindel«. Aber lässt sich die Verwendung des Artikels wirklich so genau abgrenzen?
Grelle Farben, fließende Formen: Einst bezeichnete man mit psychedelisch die rauschhaften Vorstellungen nach Einnahme bewusstseinsverändernder Drogen, heute verwendet man den Begriff sehr viel allgemeiner auch in der Beschreibung von Kunst oder Musik. Wie aber sieht es mit der Schreibvariante »psychodelisch« aus – ist diese auch korrekt?
Volkes Stimme ist um pauschale Bezeichnungen nicht verlegen, wenn es um abgegrenzte Gruppen geht. Finanziell sehr gut Gestellte werden gerne schon einmal als »die da oben« bezeichnet; und der Adel? Das sind »die Von und Zus«. Aber welche Schreibweise ist hier eigentlich korrekt?
Die deutsche Sprache neigt zu einer gewissen Ökonomie. Bereits Gesagtes lässt man im Wiederholungsfall weg, was man in der Grammatik eine Ellipse nennt: Die schnellen Autos fahren links und die langsamen rechts. Jedoch kann man mit solchen Konstruktionen auch in orthografische und stilistische Zweifelsfälle stolpern – etwa, wenn Komposita ins Spiel kommen.
Eine Ziffer und ein Buchstabe sorgen für gute Laune bei den Kinobetreibern:
Die nicht immer ganz einfache Frage, ob man Verbzusammensetzungen getrennt oder zusammenschreibt, war schon mehrfach Thema dieser Rubrik. Diesmal erkundigten wir uns bei Herrn Dr. Scholze-Stubenrecht, ob man neben Autos auch Bahnhöfe »tieferlegen« kann.
Der Duden verzeichnet eine ganze Reihe von Bindestrichkomposita mit dem Bestandteil »und« wie die »Nacht-und-Nebel-Aktion«, die »Berg-und-Tal-Fahrt«, die »Gewinn-und-Verlust-Rechnung«, das »Katz-und-Maus-Spiel« oder die »Start-und-Lande-Bahn«. Nun trifft man allerdings auch sehr häufig die Schreibweisen »Nacht- und Nebelaktion« oder »Gewinn- und Verlustrechnung« an; letzterer Begriff steht sogar in ebendieser Schreibweise im Handelsgesetzbuch (HGB).
Nicht selten sorgen aktuelle Ereignisse dafür, dass zuvor wenig geläufige Wörter plötzlich in aller Munde sind: so auch die »Aschewolke«. Aber könnte dieses Nachfolgephänomen eines Vulkanausbruchs nicht ebenso gut als »Aschenwolke« bezeichnet werden? Wir haben bei Herrn Dr. Scholze-Stubenrecht nachgefragt.
Die deutsche Sprache ist reich an sogenannten Paarformeln wie etwa »Haus und Hof«, »Kind und Kegel« oder »Mann und Maus«. Und auch wenn man die Vor- und Nachteile einer Sache beleuchten will, spricht man gerne formelhaft vom »Für und Wider« oder vom »Pro und Kontra«. Aber wie sieht es eigentlich aus, wenn man die letztgenannten Wendungen in den Genitiv oder gar in den Plural setzen will?
Häufig ist von der »Schwiegerfamilie« die Rede, wenn die Familie des Ehemanns respektive der Ehefrau bezeichnet werden soll. Nun kennt der Duden allerdings nur Schwiegereltern, Schwiegermutter, Schwiegervater, Schwiegertochter und Schwiegersohn. Spätestens beim »Schwiegerbruder« oder der »Schwiegerschwester« hört es auf, das sind bekanntlich Schwager und Schwägerin. Ferner gibt es den Ausdruck »(die) Schwieger« als veraltende Bezeichnung für die Schwiegermutter sowie »Schwägerschaft« zur Bezeichnung des verwandtschaftlichen Grades eines Schwagers oder einer Schwägerin.
Beim Adjektiv »einzeln« ist der Duden recht eindeutig: Die Substantivierung wird großgeschrieben, etwa in Wendungen wie: jeder Einzelne ist verantwortlich, bis ins Einzelne geregelt, ins Einzelne gehen, vom Einzelnen aufs Ganze schließen. Allerdings ist in Duden Band 9 (»Richtiges und gutes Deutsch«) auch Folgendes zu lesen:
Die deutsche Sprache verfügt über so manches Wortfragment, das nur in Zusammensetzungen zur Entfaltung kommt: So etwa »hintan«, das sich aus einem älteren »hindan(n)« für »von hier weg« entwickelt hat, aber schon früh als Zusammensetzung aus »hinten« und »an« empfunden wurde. In Verbverbindungen wie hintanbleiben, hintanstehen, hintansetzen, hintanstellen führt der Verbzusatz ein eher verborgenes Schattendasein. Zumal man sich fragt, ob man für z. B. »hintanstellen« nicht ebenso gut »hintenanstellen« schreiben kann.
Wenn A auf B basiert, kann man auch sagen: das auf B basierende A. Dennoch verzeichnen die Wörterbücher nicht etwa z. B. »netzwerkbasierend«, sondern »netzwerkbasiert« als Stichwort. Das auf B basierende A würde man also adjektivisch »das B-basierte A« nennen? Dr. Scholze-Stubenrecht bringt Licht in die besonders in der Fachwelt häufig anzutreffenden Adjektivbildungen mit
In der alten Rechtschreibung schrieb man »weh tun« getrennt, aber »guttun« zusammen. Ab 1996 war es dann genau umgekehrt: Die Rechtschreibreform legte für »wehtun« Zusammenschreibung fest, sah bei »gut tun« hingegen Getrenntschreibung vor. Unterdessen sind die Schreibweisen »weh tun« (neben der empfohlenen Schreibweise »wehtun«) und »guttun« (nur so!) allerdings in den Duden zurückgekehrt. Dr. Scholze-Stubenrecht erklärt den feinen Unterschied.
Die Begriffe »Weblog« und »Blog« sind schon seit einiger Zeit im Duden verzeichnet, doch sind es Neutra oder Maskulina? Die Frage nach dem Genus wird bei beiden Einträgen salomonisch mit »das, auch der« beantwortet. Aber welche Form ist aktuell verbreiteter? Dr. Scholze-Stubenrecht gibt eine Einschätzung.
Bekanntlich wurde die frühere Regel, dass unter bestimmten Voraussetzungen beim Aufeinandertreffen dreier Konsonanten der dritte entfällt, mit der Rechtschreibreform aufgehoben: Aus dem »Stilleben« wurde das »Stillleben«, aus der »Brennessel« die »Brennnessel«. Da daraus oft leseunfreundliche Verbindungen resultieren, ließen die Reformer in solchen Fällen ausdrücklich auch die Bindestrichschreibweise zu: »Still-Leben« oder »Brenn-Nessel«. Das trieb mich zur nachfolgenden Frage an Herrn Dr. Scholze-Stubenrecht.
Schon seit mehreren Jahren pflege ich eine E-Mail-Korrespondenz mit Herrn Dr. Scholze-Stubenrecht, dem stellvertretenden Leiter der Dudenredaktion, in der es hauptsächlich um Zweifelsfälle rund um die Orthografie und Grammatik der deutschen Sprache geht. So ist häufig bei Verbindungen aus Verb + Verb mit »bleiben« oder »lassen« die Abgrenzung ein Problem, ob eine wörtliche oder eine übertragene Bedeutung vorliegt – in letzterem Fall kann die Verbverbindung auch zusammengeschrieben werden.
Will man deutlich machen, dass sich etwas Tag für Tag in immer gleicher Weise wiederholt, nutzt man gerne die Wendung »tagaus, tagein« – oder »jahraus, jahrein« aufs Jahr bezogen. Wobei sich die Frage stellt, ob auch die umgekehrte Reihenfolge der Adverbien als korrekt anzusehen ist …
Nicht jede Schreibweise ist auf das Genaueste festgelegt: Ob Tiere von überall herkommen oder von überallher kommen, ist eher eine Frage des Standpunkts als der Rechtschreibung.
Viel hilft nicht immer viel: Hebt man ein Wort mit dem vorangestellten Adjektiv »sogenannt« besonders hervor, so ist es überflüssig, das Wort selbst dann noch in Anführungszeichen zu setzen.